Nachbericht zum Treffen des Arbeitskreises „Jugendarbeit wird inklusiv!“ am 10.07.2024

Am 10. Juli 2024 kamen im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg acht engagierte Fachkräfte aus der Jugendarbeit zusammen, um das Projekt „Jugendarbeit wird inklusiv!“ weiterzuentwickeln. Die Initiative zielt darauf ab, die Inklusion in der Jugendarbeit voranzutreiben und sicherzustellen, dass Angebote für junge Menschen mit Behinderungen geschaffen und barrierefrei gestaltet werden.
Die gesetzliche Verpflichtung zur Schaffung barrierefreier und vielfältiger Angebote für Menschen mit Behinderungen bildet die Grundlage der Arbeit des Projekts. Doch die Motivation reicht weit über diesen gesetzlichen Auftrag hinaus. Es geht um eine grundlegende Haltung, die Vielfalt wertschätzt und Barrieren abbaut, um Inklusion aktiv zu fördern. Dabei ist den Beteiligten bewusst, dass Inklusion ein fortlaufender Prozess ist, der kontinuierliche Anstrengungen und Reflexion erfordert. Das Ziel dieses Arbeitskreises ist es, Werkzeuge und Ressourcen zu entwickeln, die Fachkräfte und Ehrenamtliche unterstützen, sich diesem Prozess zu öffnen und ihn in ihrer täglichen Arbeit zu verankern.
Schwerpunkt „Einmaleins der Inklusion in der Jugendarbeit“
Ein zentrales Thema des Treffens war das „Einmaleins der Inklusion in der Jugendarbeit“, ein Leitfaden, der grundlegende Prinzipien der Inklusion vermitteln soll. Der Projektkoordinator stellte einen ersten Entwurf vor, der darauf abzielt, Fachkräften den Einstieg in das Thema zu erleichtern und ihnen konkrete Hilfestellungen für die Praxis zu bieten.
Die Diskussion im Arbeitskreis zeigte die Herausforderung auf, ein Gleichgewicht zwischen der Bereitstellung umfassender Informationen und der Vermeidung von Überforderung zu finden. Ein Vorschlag war die Einführung eines Farbcodes, um die Umsetzbarkeit der einzelnen Maßnahmen zu verdeutlichen: Grün für leicht umsetzbare Maßnahmen, Gelb für solche, die mehr Aufwand erfordern, und Rot für besonders herausfordernde Aspekte.
Besonders betont wird während des ganzen Projekts die Wichtigkeit, Menschen mit Behinderungen aktiv in die Entwicklung des „Einmaleins“ einzubeziehen. Sie sind von Anfang an Teil des Projekts und bringen ihre wertvolle Perspektive und Expertise ein. Für den weiteren Verlauf ist es entscheidend, dass der Projektkoordinator die kritischen Anmerkungen aus der Diskussion aufgreift, sich über genannten Ideen ein Bild macht und den Entwurf nochmals überarbeitet. Selbstverständlich kommen hierbei Menschen mit Behinderung selbst zu Wort, bringen ihre Kritikpunkte ein und fungieren bei der Überarbeitung als Expert:innen in eigener Sache
Schwerpunkt: Themensammlung für das Handbuch „Inklusion in der Jugendarbeit“
Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Tagesordnung war die Sammlung von Themen für das geplante Handbuch „Inklusion in der Jugendarbeit“. Das Handbuch soll als umfassende Ressource für Fachkräfte und Ehrenamtliche dienen und praxisnahe Anleitungen für die Umsetzung von Inklusion bieten. Die Teilnehmenden des Arbeitskreises brachten zahlreiche Ideen ein, die ein breites Spektrum abdecken:
1.    Grundlagen der Inklusion: Definitionen, historische Entwicklung, rechtliche Rahmenbedingungen und die Bedeutung von Barrierefreiheit.
2.    Inklusion als Haltung: Die Rolle von Sprache, Offenheit, Selbstreflexion und der Schaffung von Kontakten. Zudem die spezifischen Herausforderungen und Chancen, die sich für Kinder, Jugendliche, Ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeitende ergeben.
3.    Theoretische Ansätze und Modelle: Konzepte wie Diversität, Intersektionalität, Empowerment und Antidiskriminierungsarbeit (z.B. Anti-Bias-Ansatz und Ableismus).
4.    Praktische Umsetzung: Konkrete Hinweise zur Inklusion in verschiedenen Bereichen der Jugendarbeit, wie Jugendfreizeiten, offene Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit, digitaler Raum, Jugendkulturarbeit und Sportangebote. Auch spezifische Situationen wie Notfälle und barrierefreies Spielen wurden thematisiert.
5.    Praxisbeispiele und Best Practices: Erfolgreiche Inklusionsprojekte, wie sie beispielsweise beim Bayerischen Jugendring, in Jugendringen und Jugendverbänden oder in der Offenen Jugendarbeit umgesetzt werden.
6.    Persönliche Einblicke: Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen (körperliche, Lern-, Seh-, Hörbehinderung, Neurodiversität, Epilepsie) stellen sich vor und berichten über ihre Erfahrungen.
7.    Netzwerkaufbau und Kooperation: Wie können inklusive Netzwerke geschaffen und Kooperationen mit Schulen, Vereinen und anderen Institutionen gefördert werden? Hierbei geht es auch um die Einbindung von Eltern und Familien sowie die Bedeutung der Gemeinwesenarbeit.
8.    Projektvorstellung und Ressourcen: Informationen über das Projekt, Literatur- und Medienempfehlungen, Arbeitsmaterialien, Kontaktstellen sowie Fördermöglichkeiten.
Das Inklusionslabel „Jugendarbeit wird inklusiv“

Besonderen Fokus im Projekt hat die ehrliche Offenlegung und Selbstreflexion bezüglich bestehender Barrieren. Dabei soll mit dem Projekt klargemacht werden, Jugendarbeit auch ein Raum für Menschen mit Behinderung sein können und dies mit Flexibilität und Kreativität durchaus umsetzbar ist. Angst, etwas falsch zu machen, muss dabei niemand haben.

Auf einer Landkarte sollen unter dem Label „Jugendarbeit wird inklusiv“ Angaben zur Barrierefreiheit von Angeboten gemacht werden. Hierfür gibt es eigens erstellte Icons, die bei der Selbst-Überprüfung auf Barrieren unterstützen. Außerdem sind Organisationen der Jugendarbeit dringend dazu angehalten, Informationen zur Barrierefreiheit auch auf ihrer Webseite offenzulegen.  Zur Einführung werden Multiplikator:innen-Schulungen angeboten. Die nächste derartige Veranstaltung findet am 17.10. als Online-Veranstaltung statt. Hier könnt ihr euch dazu anmelden: www.bjr.de/handlungsfelder/inklusion/bayerisches-inklusionslabel-fuer-die-jugendarbeit/terminuebersicht-bayerisches-inklusionslabel-jugendarbeit/2-multiplikatorinnen-schulung-jugendarbeit-wird-inklusiv 
Ausblick und nächste Schritte
Am Ende des Treffens wurden die nächsten Schritte festgelegt. Der Projektkoordinator wird die Anmerkungen aus dem Arbeitskreis einarbeiten und sowohl das „Einmaleins“ als auch die Themensammlung für das Handbuch weiterentwickeln. Das nächste Arbeitskreistreffen ist für den 25.09. von 10 bis 12 Uhr online geplant.  Hier soll es auch nächstes Mal wieder am Einmaleins und dem Handbuch weitergearbeitet werden. Anmeldung unter: (https://www.bjr.de/service/termine/anmelden/arbeitskreis-jugendarbeit-wird-inklusiv-am-25092024 ). Das nächste Treffen in Präsenz findet am 14.11 im Kulturzentrum LUISE in München statt. Anmeldung unter: (Link erstellen)
Parallel dazu soll die Netzwerkarbeit intensiviert werden, um das Thema Inklusion noch stärker in der Jugendarbeite zu verankern und weitere interessierte Personen und Organisationen einzubinden.
 

Ansprechperson