Welche Möglichkeiten gibt es für Kinder und Jugendliche, um sich in der Politik effektiv Gehör zu verschaffen?
Der BJR bietet vielfältige Lösungen an, um sich aktiv in unsere Gesellschaft einzubringen. Eine tolle Aktion ist es zum Beispiel, Jugendliche und Europa politiker zusammenzubringen und den Austausch zu ermöglichen. Dies schärft nicht nur das Verständnis dafür, wie das Zusammenleben und die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg funktionieren, sondern ist auch eine gute Möglichkeit für Jugendliche, ihre Anliegen und Wünsche zu artikulieren. Ich kann nur an alle Jugendlichen appellieren, sich zu engagieren. Eine hervorragende Möglichkeit bieten die Kinder und Jugendparlamente, die zahlreiche Kommunen anbieten.
Ich kann nur an alle Jugendlichen appellieren, sich zu engagieren
Wie schätzen Sie den Stellenwert von Jugendverbänden in Bayern ein?
Die Jugendverbände sind unverzichtbar. Sie sind wichtige Anlaufstellen für Jugendliche, sind Orte des Meinungsaustauschs, sie wecken das Interesse an gesellschaftlichem Engagement und leben zentrale Werte vor.
Welche Schwerpunktsetzungen sehen Sie für die Jugendarbeit – für die nächste Zeit und langfristig?
Die Stärkung der Jugendverbandsarbeit, die Gestaltung des demografischen Wandels, die Weiterentwicklung der Kooperation von Jugendarbeit und Schule sind nur einige Schwerpunkte, die ich nennen kann. Eine große Herausforderung stellt die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrations- und Fluchthintergrund dar. Viele von ihnen stammen aus anderen Kulturkreisen und müs sen sich mit unserem Verständnis von Miteinander, Gleichberechtigung und Demokratie oftmals erst vertraut machen. Der Jugendarbeit kommt hierbei eine herausragende Rolle zu.
Sie waren sieben Jahre lang Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, die europäische Idee ist Ihnen ein Anliegen. Nicht erst seit dem Brexit gibt es viele Menschen, die Skepsis zeigen. Was braucht es, um junge Leute wieder mehr für die Idee von Europa zu begeistern?
Die Idee von Europa ist nichts Antiquiertes, sondern gerade in heutigen Zeiten der weltweiten Flüchtlingskrise und des grenzüberschreitenden Terrors hochaktuell. Nicht national, sondern nur gemeinsam als Europäer können wir diese Herausforderungen bewältigen. Jungen Leuten muss vermittelt werden, dass Europa nichts Abstraktes ist, sondern für jeden Einzelnen konkret erlebbar: Ohne Europa wäre zum Beispiel der Jugendaustausch mit den benachbarten Partnerländern nicht so einfach. Für junge Leute ist das Europa der offenen Grenzen eine Selbstverständlichkeit und so soll es auch bleiben.
Das Thema Inklusion ist für den BJR mit seinem neuen Fachprogramm „SelbstVerständlich Inklusion“ ein wichtiges Anliegen. Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie bei diesem Thema?
Inklusion, also die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung, muss eine Selbstverständlichkeit werden. Das ist unser erklärtes Ziel. Daher haben wir das Programm „Bayern barrierefrei“ ins Leben gerufen mit dem wir Bayern bis 2023 komplett barrierefrei machen wollen. Aber auch der Abbau von Barrieren in der Arbeitswelt ist uns ein großes Anliegen: Durch gezielte Förderung wollen wir erreichen, dass möglichst viele Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können.
Der BJR feiert 2017 sein 70-jähriges Jubiläum. Aus seiner historischen Entwicklung heraus steht es unter dem Motto „Gemeinsam Haltung zeigen“ – und damit für ein weltoffenes Wertesystem, für Pluralität und Demokratie. Was wünschen Sie dem BJR? Was geben Sie der Jugendarbeit mit auf den Weg in die Zukunft?
Zunächst meine Gratulation zum 70jährigen Be stehen – zu sieben Jahrzehnten wertvoller Arbeit! Machen Sie weiter so, mit so viel Energie und Begeis terungsfähigkeit. Auch in Zukunft bleibt es wichtig, für unsere Demokratie, für unsere Wertvorstellungen und ein faires Miteinander einzutreten und junge Menschen hierzu zu inspirieren.