Gruppenbild von der Pressekonferenz des Bayerischen Inklusionslabels mit behinderten Menschen und dem Präsidenten des BJR, Philipp Seitz
25.06.2025

Inklusion sichtbar machen: Bayerischer Jugendring stellt digitalen Wegweiser für barrierefreie Jugendarbeit vor

Inklusio-MAT macht Barrierefreiheit in der Jugendarbeit binnen Minuten sichtbar

Der Bayerische Jugendring (BJR) hat ein neuartiges digitales Tool zur Förderung der Inklusion in der Jugendarbeit vorgestellt: den „Inklusio-MAT". Das im Rahmen des Bayerischen Inklusionslabels „Jugendarbeit wird inklusiv" entwickelte kostenlose Selbstcheck-Tool ermöglicht es Trägern der Jugendarbeit, ihre Angebote, Einrichtungen und Veranstaltungen auf Barrierefreiheit zu prüfen und individuelle Inklusionslabels zu erstellen. Das Projekt wird durch Aktion Mensch gefördert.

BJR-Präsident Philipp Seitz erklärte bei der Präsentation des Inklusio-Mat im PresseClub in München: „Der Inklusio-MAT ist ein wichtiger Schritt für eine inklusive Gesellschaft. Ein modernes, zukunftweisendes Tool für mehr Inklusion. Es macht Barrierefreiheit sichtbar. So können wir es schaffen, mehr junge Menschen mit Behinderung mit Angeboten der Jugendarbeit zu erreichen.“

Ehrliche Fragen für echte Barrierefreiheit

Das digitale Tool stellt Einrichtungen, Verbänden und Fachkräften der Jugendarbeit gezielt Reflexionsfragen zur Barrierefreiheit ihrer Angebote – von der Anreise über die räumliche Ausstattung bis hin zu pädagogischen Konzepten. Basierend auf den Antworten erstellt der Inklusio-MAT automatisch ein individuelles Inklusionslabel aus 17 verschiedenen Icons, das Menschen mit Behinderung auf einen Blick erkennen lässt, welche Angebote für sie geeignet sind.

Projektkoordinator Nico Wunderle erläutert: „Der Inklusio-MAT hilft dabei, diesen Weg bewusst zu gehen: Er stellt ehrliche, manchmal unbequeme Fragen, macht aber zugleich sichtbar, was Jugendarbeit heute schon leisten kann – und was echte Barrierefreiheit bedeutet."

Lillith Fendt engagiert sich als Selbstvertretung von Menschen mit Behinderung und testete das Tool aus Betroffenensicht. Für sie liegt der besondere Wert in der Transparenz: „Der Inklusio-MAT macht Barrierefreiheit sofort nach außen sichtbar. Dadurch gibt er Organisationen der Jugendarbeit den Anstoß, die eigene Jugendarbeit weiterzuentwickeln und im Denken inklusiver zu werden."

Aus der Praxis: Inklusion funktioniert bereits

Dass das Konzept in der Realität funktioniert, zeigt Uwe Bopp, Fußball-Jugendtrainer beim SSV Biburg und TSV Offenstetten und Sonderpreisträger des Demografiepreises, anhand eines konkreten Beispiels: „Unser Biergarten in Biburg: Dort gibt es eine Speisekarte in Brailleschrift, und viele Punkte des Inklusio-MAT sind bereits umgesetzt. Das Modell funktioniert – und lässt sich auch auf Gaststätten, Veranstaltungen oder andere Betriebe übertragen, die Inklusion aktiv leben wollen."

Johannes Richtmann, Experte für inklusive Jugendarbeit, betont: „Eine Party ist erst dann wirklich gut, wenn alle mitfeiern können. Der Inklusio-MAT hilft dabei, genau hinzuschauen: Ist der Zugang stufenfrei? Gibt's Rückzugsräume? Sind Informationen verständlich? Barrierefreiheit bedeutet, aktiv einzuladen – und Räume zu schaffen, in denen niemand ausgeschlossen wird. Inklusion beginnt auf der Tanzfläche."

Großer Erfolg: Über 100 Labels bereits generiert

Der Inklusio-MAT wurde bereits vor einem Monat intern in der Jugendarbeit vorgestellt. Seither haben Akteure aus ganz Bayern über 100 Logos „Jugendarbeit wird inklusiv" generiert – ein Zeichen für das große Interesse an inklusiver Jugendarbeit. Das Tool ist niedrigschwellig, kostenlos und mehrfach nutzbar und wurde praxisnah entwickelt – mit der Jugendarbeit, nicht nur für sie, gemeinsam mit verschiedenen Akteur:innen der Jugendarbeit. Besonders wichtig war dabei die Mitwirkung junger Menschen mit Behinderung, die ihre Erfahrungen und Perspektiven direkt in die Entwicklung einbrachten.

Auch behinderte Kinder und Jugendliche möchten ins Zeltlager reisen, an Jugendgruppen teilnehmen und in ihrer Freizeit Gemeinschaft mit Gleichaltrigen erleben. Das Bayerische Inklusionslabel „Jugendarbeit wird inklusiv" soll künftig ein verlässlicher Wegweiser für Betroffene, Eltern und alle Interessierten sein, die sich mehr barrierefreie Angebote in der Jugendarbeit wünschen.

BJR als Vorreiter für inklusive Jugendarbeit

Der Bayerische Jugendring beschäftigt sich bereits seit Jahren systematisch mit dem Thema Inklusion. Seit 2016 führt der BJR-Projekte mit Aktion Mensch durch und hat seit 2020 eine eigene Referentin für Inklusion. Die bisherigen Projekte zeigen die kontinuierliche Entwicklung:

  • Selbstverständlich Inklusion" (2016-2019): Schaffung der Grundlagen für inklusive Jugendarbeit und Vernetzung zwischen Jugendarbeit und Behindertenhilfe
  • „Inklusion – geht klar!" (2019-2022): Qualifizierung von Aktiven aus der Jugendarbeit mit Schwerpunkt auf Juleica-Schulungen und digitalen Wissenssnacks
  • „Jugendarbeit wird inklusiv" (aktuell): Entwicklung des Inklusio-MAT und von 17 Barrierefreiheits-Icons

Zusätzlich veröffentlichte der BJR 2024 ein kompaktes „Einmaleins Inklusion in der Jugendarbeit" mit praktischen Informationen zur barrierefreien Gestaltung. Im September 2025 folgt ein umfassendes Handbuch „Inklusion in der Jugendarbeit" mit theoretischen Grundlagen, historischen Hintergründen und Good-Practice-Beispielen aus Bayern.

Weitere Informationen:
https://www.bjr.de/handlungsfelder/inklusion/inklusio-mat

 

Kontakt
Franz Wacker, Leiter Kommunikation
Mobil: 0151 276 277 19
wacker.franz(at)bjr.de