19.12.2024

Wenn Hilfe nur eine Chatnachricht entfernt ist: 4.400 junge Menschen wandten sich 2024 an Digital Streetwork Bayern

Jugendliche setzen weiterhin auf die Online-Beratung und profitieren von der wachsenden und unterstützenden Community. Weiterhin berichten viele von psychischen Problemen.

Für viele Jugendliche ist die digitale Welt weit mehr als nur ein Ort der Unterhaltung – sie wird zur Anlaufstelle für Orientierung und Halt in schwierigen Zeiten. Digital Streetwork Bayern (DSW) ist genau hier präsent: Mit über 4.400 jungen Menschen, die 2024 Unterstützung suchten und mehr als 3.100 intensiven Beratungsgesprächen hat das Projekt seine Rolle als unverzichtbarer Begleiter im digitalen Alltag gefestigt. Seit dem Start im Herbst 2021 gab es, für die Digital Streetworker:innen des Bayerischen Jugendrings (BJR) und der Bezirksjugendringe Mittelfranken, Oberfranken und Oberpfalz, Kontakte zu knapp 15.000 Jugendlichen und fast 9.000 Beratungsgespräche. Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales betont die Relevanz von DSW: „Unsere Welt ist digital. Insbesondere für junge Menschen ist das Leben mit sozialen Medien und Internet selbstverständlich. Aber auch im Netz gibt es Gesprächsbedarf. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum ohne sozialen Austausch. Hier lauern auch Gefahren. Einfach zugängliche Beratung, die in schwierigen Situationen, wie zum Beispiel bei Einsamkeit und Mobbing, unterstützt, ist wichtig. Unsere Digitalen Streetworker sind eine unverzichtbare Anlaufstelle für die junge Generation. Sie sind ein verlässlicher Anker für Jugendliche im Netz und helfen auf Augenhöhe weiter. Hilfe und Beratung wollen wir weiter ausbauen, um auch in der digitalen Lebenswelt fest an der Seite unserer Jugendlichen zu stehen.“ Philipp Seitz, Präsident des Bayerischen Jugendrings, erklärt: „Digital Streetwork Bayern zeigt, wie wichtig es ist, jungen Menschen in ihrer digitalen Lebenswelt eine verlässliche Unterstützung zu bieten. Unsere Arbeit bietet nicht nur verlässliche Hilfe in Krisensituationen, sondern stärkt nachhaltig das Selbstvertrauen und die Resilienz der Jugendlichen.“

Psychische Belastungen und berufliche Unsicherheiten im Fokus der Beratungen 
Jede vierte Beratung drehte sich 2024 um das Thema psychische Gesundheit. Junge Menschen berichteten von Einsamkeit, dem Gefühl, niemanden zum Reden zu haben und ihren Schwierigkeiten Anschluss zu finden. Die Digital Streetworker:innen unterstützen bei der Suche nach und Aktivierung von persönlichen und sozialen Ressourcen und begleiten solche Prozesse auch über längere Zeit. Auch andauernde depressive Stimmungslagen waren häufig Thema der Beratungen. Seitz: „Hier waren die Digital Streetworker:innen oftmals als Vertrauens- und Bezugspersonen gefragt und unterstützten junge Menschen bei der Suche und Inanspruchnahme von lokalen Hilfesystemen, zum Beispiel dem Vereinbaren eines psychotherapeutischen Erstgesprächs.“Auch der Bereich „Schule und Ausbildung“ war im Jahr 2024 prägend: Unsicherheiten über die berufliche Zukunft, Umgang mit Rückschlägen und die richtige Berufswahl standen im Zentrum vieler Gespräche. Generell bietet DSW nicht nur kurzfristige Hilfestellung, sondern begleitet Jugendliche langfristig, um sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. 

Eine digitale Community als Stütze 
Neben der individuellen Beratung wächst eine lebendige Online-Community heran, die Jugendlichen zusätzliche Unterstützung bietet. Plattformen wie Reddit und Discord spielen dabei eine Schlüsselrolle. Das Reddit-Forum von DSW wurde seit Projektbeginn über 200.000 Mal aufgerufen und zählt aktuell 3.400 regelmäßige Nutzer:innen. Die Discord-Community ist 2024 auf über 1.000 Mitglieder angewachsen und insgesamt folgen mehr als 12.000 Menschen den digitalen Kanälen der Streetworker:innen. „In Zeiten, in denen Einsamkeit und soziale Isolation eine immer größere Rolle spielen, ist es besonders wertvoll, dass es online nicht nur professionelle Hilfsangebote gibt, sondern auch eine Online-Community, die das Gefühl vermittelt, Teil einer unterstützenden Gemeinschaft zu sein.“ so Seitz. 

Internationale Anerkennung für DSW 
Die Erfolge von DSW blieben auch international nicht unbemerkt. Auf der Jahreskonferenz des norwegischen Landesverbands für Jugendarbeit „Youth Work Norway“ präsentierten die Digital Streetworker:innen ihre Arbeit vor Fachpublikum aus Europa. Weitere Einladungen zu Kongressen in der Schweiz und Österreich unterstreichen die Bedeutung des Projekts. Das Projekt zog zudem die Aufmerksamkeit aus Ländern wie Lettland, Belgien oder aus dem 10.000 km entfernten Singapur auf sich, die gezielt Anfragen zur Implementierung ähnlicher Angebote stellten. 

DSW-Website: Ein neuer Look für noch mehr Barrierefreiheit 
Neben der alltäglichen Arbeit mit Jugendlichen wurde Anfang des Jahres auch die DSW-Website überarbeitet, um den Zugang zu Beratungsangeboten noch einfacher zu gestalten. Mit einem Fokus auf Barrierefreiheit und zielgruppengerechtem Design bietet die Seite schnelle Orientierung für Jugendliche und Fachkräfte.

Hinweis: Digital Streetwork Bayern ist ein verstetigtes Modellprojekt, im Bayerischen Aktionsplan Jugend des Bayerische Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales mit Umsetzung durch den Bayerischen Jugendring (BJR), welches durch den Freistaat Bayern finanziert wird. Die Umsetzung erfolgt dabei in Kooperation mit dem JFF – Institut für Medienpädagogik und den Bezirksjugendringen Mittelfranken, Oberpfalz und Oberfranken.
 

___ Informationen zu Digital Streetwork Bayern: www.digital-streetwork-bayern.de 
___ Informationen zum Bayerischen Aktionsplan Jugend: https://www.stmas.bayern.de/aktionsplan-jugend/  


Kontakt 
Patrick Wolf 
mobil 0151 276 277 19  ___ wolf.patrick(at)bjr.de

Teresa Ostermann
sie/ihr
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für Projekte, Digital Streetwork, Kinder- und Jugendbeteiligung Bayern