Im Rahmen des Kooperationsprojekts Potential Vielfalt besuchten 20 Jugendliche des BDAJ Bayern, AJM Bayern und der DIDF-Jugend Bayern die KZ-Gedenkstätte Dachau. Im Fokus dieser Gedenkstättenfahrt standen die Auseinandersetzung mit den Verbrechen im dritten Reich und die Erinnerung an die Opfer. Am 21. April fanden sich die Teilnehmenden in zwei Gruppen in den Vorbereitungsworkshops für den Besuch der Gedenkstätte im Max-Mannheimer-Studienzentrum zusammen. In diesen formulierten sie ihre Wünsche und Ängste, welche Thematik sie besonders interessiert und wo bei ihnen noch Fragezeichen sind. In der Workshopphase, die am gesamten Samstag stattfand, ging es darum Informationen über das Konzentrationslager Dachau zu bekommen. Wie dieses sich von bekannten Vernichtungslagern, wie Auschwitz, unterschied, wer dort inhaftiert war und wie diejenigen, die den Terror von Dachau überlebten, ihre Erlebnisse verarbeiteten. Die Teilnehmenden beschäftigten sich ebenfalls mit Biografien der Menschen, die in Dachau inhaftiert waren.
Am Sonntag, den 22. April, besuchten die Jugendlichen der drei Verbände die KZ-Gedenkstätte Dachau, wo an die 41.500 Menschen, die hier ermordet wurden, erinnert wurde. Bei dem Rundgang sahen die Teilnehmenden den Appellplatz, wo zahlreiche Menschen bei jeder Witterung stundenlang warten mussten, den Bunker, in dem die Insassen gefoltert und erniedrigt wurden und das Krematorium, wo tausende Leichen verbrannt wurden.
In der Bewertung formulierten die Teilnehmenden, dass sich dieser Gedenkstättenbesuch, durch die gute Vorbereitung im Vorfeld und die Möglichkeit zu diskutieren, die eigenen Ängste und Wünsche zu formulieren, von den meisten bisherigen Besuchen, die sie gemacht hatten, unterschied.
Erinnerungskultur ist in einer Zeit, in der rechtes Gedankengut immer salonfähiger in der Gesellschaft wird, in der es immer wieder zu Holocaust-Verharmlosungen kommt, umso notwendiger. So auch für Jugendliche, die einen Migrationshintergrund haben und auf den ersten Blick nicht „betroffen“ sind. Doch haben die Jugendlichen der Verbände klar gemacht, dass ihr Lebensmittelpunkt hier liegt und eine Auseinandersetzung mit der Geschichte dieses Landes essentiell ist, auch um sich entschieden gegen Rassismus einzusetzen.
Erinnerungskultur sollte in den unterschiedlichsten Formen einen hohen Stellenwert haben. Denn anders als die sensibilisierten Teilnehmenden aus dem Projekt, fanden es andere Besucher angebracht, Selfies im Krematorium zu machen. Das zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte noch umso notwendiger ist.
Zum Schluss machten die Teilnehmenden des AJM in der Gedenkstätte auf den Völkermord an den Assyrern, Armenien und Pontos-Griechen 1915 aufmerksam und zeigten so, wie wichtig die Solidarität und das Erinnern an alle verfolgten Gruppen ist.
Statements zu „Warum ist Erinnerungskultur heute noch wichtig?“