21.10.2023

Queere Jugendarbeit

Im Rahmen des Schwerpunktthemas auf der 163. BJR-Vollversammlung haben sich die Delegierten und Gäste mit unterschiedlichen Aspekten queerer Jugendarbeit auseinandergesetzt, darüber beraten und diskutiert.

Schließlich ist es im Besonderen die Aufgabe des Bayerischen Jugendrings auf allen Ebenen, „alle jungen Menschen durch Angebote der Jugendarbeit in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern und ihre gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und allgemeiner Chancengleichheit zu ermöglichen. […] Hierunter versteht der Bayerische Jugendring insbesondere […] die gleichberechtigte Teilhabe junger Menschen unabhängig von geschlechtlicher Identität oder sexueller Orientierung“[1]. In einem Grundlagenbeschluss[2] der 152. BJR-Vollversammlung wurden wesentliche Forderungen und Positionen der Jugendarbeit beschlossen, die durch weitere Beschlüsse wie z. B. zum Pride-Monat[3] ergänzt wurden. Auch die Einsetzung der Kommission Queere Jugendarbeit im Juni 2021 war ein wichtiger Schritt, für das Thema innerhalb der Jugendarbeit zu sensibilisieren, Anfragen besser zu koordinieren und Aktivitäten zu steuern.

Auch das Forschungsprojekt „How are you?", das vom BJR 2023 initiiert wurde, um die Lebenssituation von queeren jungen Menschen zwischen 14 und 27 Jahren in Bayern zu untersuchen, trägt dazu bei, wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und damit auch die Forschungslage in Bayern zu verbessern. Dazu erarbeitete das Institut für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung (IDA) in enger Zusammenarbeit mit Fach- und Alltagsexperten:innen-Beiräten eine quantitative Online-Befragung, mit der zwischen April und Juni 2023 mehr als 2.000 Teilnehmende erreicht wurden. Ende 2023 folgen in einem umfangreichen Ergebnisbericht die ausführlichen Erkenntnisse sowie Diskussion und Ableitungen.

Nicht nur vor dem Hintergrund des Schwerpunktthemas in der BJR-Vollversammlung, sondern auch aufgrund der derzeitigen dynamischen Entwicklung und erhöhten medialen Präsenz des Themas im gesellschaftlichen und politischen Diskurs ist eine aktuelle Beschlusslage angemessen. Die bisher erhobenen Forderungen werden explizit allesamt bestätigt und an dieser Stelle nicht wiederholt. Vor dem Hintergrund der geplanten Erstellung eines Aktionsplans QUEER werden jedoch weitere jugendpolitische Forderungen erhoben:

  • Ergänzung der bayerischen Verfassung um die Merkmale der transidenten, nichtbinären und intergeschlechtlichen jungen Menschen
  • Bayerischen Aktionsplan zur Akzeptanz und diskriminierungsfreien Teilhabe von queeren Menschen als Querschnittsaufgabe in allen Ministerien und Verwaltungsbehörden etablieren
  • Finanzielle Förderung von landesweiten queeren Selbstorganisationen und Interessensvertretungen
  • Bedarfsgerechte Finanzierung inklusive struktureller Förderung regionaler queerer Angebote auch in der Jugendarbeit
  • Implementierung eines Diversity-Managements und -Monitorings im öffentlichen Dienst
  • Durchführung einer Wirkungsforschung („Baseline“) zum Stand der bisherigen Maßnahmen („Bayerische Regenbogen-Studie“)
  • Förderung zur intersektionalen Ausgestaltung queerer Angebote
  • Ausbau der Förderung der Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit in bayerischen Schulen
  • Förderung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Schulen und Lehrkräfte zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und Schaffung einer entsprechenden Stelle im Kultusministerium
  • Verankerung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt als Querschnittsthemen in den Lehrplänen und Lehrmaterialien, sowie in der Aus- und Weiterbildung pädagogischer Berufe
  • Empfehlungen zum geschlechtersensiblen Sprachgebrauch in Verwaltungen, Behörden, schulformübergreifend in Lehrmaterialien sowie im Schriftverkehr und amtlichen Dokumenten
  • Förderung von Projekten für queere Geflüchtete und queerer migrantischer Selbstorganisationen
  • Queere Vertretungssitze in allen relevanten gesellschaftlichen Gremien, wie z.B. Senior:innen-, Integrations- und Rundfunkräten
  • Schulungen für Bedienstete der Polizei und Justizbehörden zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt
  • LSBTIQA*-Ansprechpersonen in jeder Polizeiinspektion
  • Verankerung queerer Lebensrealitäten in der Ausbildung von medizinischem und therapeutischem Personal
  • Schaffung von zusätzlichen geschlechtsneutralen sanitären Anlagen in öffentlichen Gebäuden
  • Landesweite Förderung und Ausbau der Empowerment- und Unterstützungsstrukturen für queere Kinder und Jugendliche, z. B. die Umsetzung des beschlossenen Fachprogramms für geschlechtergerechte Jugendarbeit, welches Projekte speziell für Mädchen* oder Jungen* oder LSBTIQA*-Jugendliche in allen Bereichen der Jugendarbeit während und nach der Corona-Krise finanziell fördert.[4]
  • Durchführung eines jährlichen Regenbogenempfangs der Bayerischen Staatsregierung
  • Schaffung queersensibler Schutzstellen und Jugendwohngruppen
  • Förderung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für die Jugendämter zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und Schaffung einer entsprechenden Stelle
  • Einrichtung einer zentralen Koordinations- und Beratungsstelle für queere Jugendarbeit beim Bayerischen Jugendring, um Hauptberufliche und Ehrenamtliche zu unterstützen

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[1] Satzung des Bayerischen Jugendrings, §3 (1) h, www.bjr.de/ueber-uns/satzung
[2] www.bjr.de/ueber-uns/gremien/beschluesse/sexuelle-vielfalt
[3] www.bjr.de/ueber-uns/gremien/beschluesse/es-wird-zeit-pride-monat-fuer-dialog-nutzen
[4] https://www.bjr.de/ueber-uns/gremien/beschluesse/zurueck-in-die-zukunft-chancengleichheit-fuer-maedchen-trotz-corona

Patrick Wolf
er/ihm
Büroleiter und Queer-Beauftragter