Der Bayerische Jugendring beteiligt sich aufgrund seines Satzungsauftrages an der öffentlichen Debatte um die zukünftige Gestaltung des Bayerischen Schulwesens, so geschehen zum Beispiel mit mehreren Beschlüssen des Hauptausschusses seit 2001, zuletzt mit dem Beschluss „Bildungsperspektiven für benachteiligte und schulschwächere Kinder und Jugendliche“ im März 2008.
Als Vertretung von Kindern und Jugendlichen bringt sich der Bayerische Jugendring mit der vorliegenden Position in die Bildungsdiskussion aktuell wieder ein und stellt sich der Auseinandersetzung1. Er hebt dabei solche Themen hervor, die auf Anliegen der Kinder und Jugendlichen verweisen bzw. als Ausdruck ihrer Bedürfnisse und Interessen vor dem Hintergrund ihrer Lebenssituation verstanden werden. Wohl wissend, dass mit dieser Blickrichtung nicht alle Facetten der Thematik umfassend und ausgewogen abgehandelt werden, beschränkt sich die vorliegende Position ganz bewusst auf nach diesen Gesichtspunkten ausgewählte Schwerpunkte, damit diese bei den anstehenden Entscheidungen nicht übersehen werden.
Schule ist heute mehr denn je diejenige öffentliche Instanz, die sowohl für eine erfolgreiche individuelle Lebensführung als auch für eine wissensbasierte Weiterentwicklung der Gesellschaft im globalen Wettbewerb unverzichtbar geworden ist.
Für Kinder und Jugendliche und ihre Eltern erfüllt Schule zusätzlich aber auch die Funktion eines sozialen Ortes, und diese Bedeutung wird zukünftig immer wichtiger, z. B. als:
Gerade aufgrund dieser steigenden sozialen Bedeutung stellt sich für Schule die wesentliche Herausforderung, zum sozialen Ausgleich bzw. zum Abbau von sozialer Ungerechtigkeit selbst aktiv beizutragen. Die Vermittlung formaler Bildung mit der Möglichkeit qualifizierende Schulabschlüsse zu erlangen ist vor diesem Hintergrund zwar weiterhin die wichtigste Funktion der Schule. Sie ist aber längst nicht mehr allein ausreichend, um Kinder und Jugendliche gut auf ihr Leben vorzubereiten und die gesellschaftlich erforderlichen Qualifikationen und Kompetenzen zu vermitteln. Eine Zukunftsaufgabe der Schule wird es daher sein, wesentlich stärker als bisher die Aufmerksamkeit auf die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten der einzelnen Schüler/-innen zu legen und diese so umfangreich wie möglich zu fördern. „Unbeschadet der individuellen Begabung und der familiären bzw. sozialen Rahmenbedingungen müssen jedem Schulkind möglichst viele Erfolgserlebnisse eigener Leistung als Voraussetzung für Motivation und Zuversicht in die künftige selbständige Lebensführung ermöglicht werden.“2
Bestehende Schulstrukturen und Schulformen werden den zukünftigen Herausforderungen an Bildung und Erziehung nicht gerecht, wenn sie
Jede Schulform muss mit ihren Lerninhalten, Methoden und Strukturen in der Lage sein, alle Schüler/-innen individuell zu fördern, um das vorhandene Potenzial bestmöglichst auszuschöpfen.
Ohne die Unterstützung der Leistungsfähigen und Begabten zu vernachlässigen, muss bei der Förderung von Kindern und Jugendlichen zukünftig das Hauptaugenmerk auf diejenigen gelegt werden, die ohne Schulabschluss oder mit einer gering qualifizierenden Ausbildung in ihren Chancen für eine selbstbestimmte Lebensführung und gesellschaftliche Teilhabe erheblich eingeschränkt sein werden. Entsprechende Maßnahmen, die spätestens bei Schulbeginn ergriffen werden müssen, sind nicht nur gesellschaftlich rentabel, sondern haben sich als wichtiger Beitrag zur Schaffung von Chancengleichheit erwiesen.3 Deshalb muss auch eine Ausgrenzung und Diskriminierung von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern durch eine unangemessene Verteilung auf unterschiedliche Schulformen vermieden werden.
Bildungspolitische Leitlinie muss es sein, mehr Zeit für gemeinsames Lernen trotz sozialer Unterschiede vorzusehen, Zeit und Unterstützung zum Ausgleich familiär bedingter Benachteiligungen zu gewähren sowie individuelle Kränkungen und Misserfolgsängste durch frühzeitige Zuweisungen in starre Schullaufbahnen zu verhindern. Denn Schule ist zwar „der zentrale Ort der gesellschaftlichen Chancenzuweisung und des Erwerbs aller für eine moderne, pluralistische und von kultureller Vielfalt geprägte Gesellschaft notwendigen Fähigkeiten“4. Es ist aber auch von „entscheidender Bedeutung, dass Bildungsprozesse im Jugendalter nicht auf die marktförmig nutzbaren, beruflich hilfreichen Wissensbestände und Kompetenzen reduziert werden.“5
Der Umgang mit Unterschiedlichkeit und die Anerkennung von Vielfalt als Potential ist für eine plurale Gesellschaft unverzichtbar. Wirtschaftsunternehmen haben dies bereits erkannt. Sie qualifizieren ihr Personal, z. B. um unterschiedliche Lebensformen, kulturelle Orientierungen und damit zusammenhängend unterschiedliches Wissen und verschiedene Fähigkeiten von Mitarbeiter/-innen für das Unternehmensziel produktiv nutzen zu können.
Schule muss entsprechend eine neue Lern- und Förderkultur entwickeln, die auf die Heterogenität ihrer Schüler/-innen eingeht, die eine umfassende Persönlichkeitsbildung und nachhaltige Sozialerziehung anstrebt und sich dabei nicht nur auf die Lernschwierigkeiten beschränkt, sondern auch die Lebensprobleme der Kinder und Jugendlichen und vor allem ihre Fähigkeiten und Talente im Blick hat.
Anerkennung von Vielfalt und individueller Unterschiedlichkeit erfordert eine pädagogisch-methodische Umorientierung im Unterricht. Jedes Kind hat einen individuellen Förderbedarf unabhängig davon, ob Beeinträchtigungen oder besondere Begabungen vorliegen. Dieser Förderbedarf erstreckt sich auf alle Kompetenzbereiche, auf kognitive wie instrumentelle, auf soziale wie personale Kompetenzen6. In der Leistungsbemessung und -bewertung muss sich noch viel mehr die Erkenntnis und Praxis durchsetzen, dass individuelle Fortschritte und Lernprozesse auf der Grundlage individueller Förderpläne aussagekräftiger für die Stärken und Schwächen einer Person sein können als punktuelle Leistungsstandsmessungen nach standardisierten Verfahren. Zumindest stellen sie aber notwendige Ergänzungen dar, um schulische Bewertungen besser und gerechter werden zu lassen.
Mit einer generell stärkeren Individualisierung von Unterricht und Förderung geht einher, dass insbesondere Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund besser gefördert werden können. Denn auch sie benötigen in erster Linie eine Schule und ein Bildungssystem, das jedes einzelne Kind ernst nimmt und unbesehen seiner Herkunft anerkennt und umfassend fördert. Insbesondere erforderlich ist allerdings auch eine interkulturelle und antidiskriminierende Ausrichtung der Schule unter Einbeziehung der Eltern. Für Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund ist elementar, dass sie eine Wertschätzung ihrer Mehrsprachigkeit erfahren, auch wenn das Ziel besonderer Sprachförderung, die Beherrschung der deutschen Sprache als Voraussetzung für Schul- und Berufserfolg zu erreichen, unstrittig ist.
Auch eine geschlechtsspezifische Förderung erweist sich immer dann als erfolgreich, wenn methodisch-inhaltlich auf die jeweilige Lebenssituation von Mädchen und Jungen reflektiert Bezug genommen wird und so pauschale Rollenzuschreibungen durchbrochen werden.
Der männliche Nachwuchs an den Universitäten, der sich für das Lehramt an Grundschulen einschreibt, ist viel zu gering. Lehrer sind an bayerischen Grundschulen unterrepräsentiert: derzeit unterrichten nur 14 Prozent Männer. An Gymnasien, Real- und Hauptschulen ist der Anteil noch nahezu ausgeglichen. Grundsätzlich gilt: Je jünger die Kinder, desto niedriger der Männeranteil. Der Lehrerberuf in der Grundschule muss für Frauen und Männer gleichermaßen attraktiv sein. Dazu gehören die Wertschätzung der Arbeit, vor allem aber eine angemessene Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen und Männer.
Unverzichtbar für eine Verbesserung der individuellen Förderung ist allerdings eine deutliche Verbesserung der Lehrer/Schüler-Relation in allen Schularten sowie eine Erhöhung der anrechenbaren Vor- und Nachbereitungszeit im Rahmen der Lehrerarbeitszeit. Es geht aber auch darum, das Berufs- und Professionsverständnis der Lehrkräfte zu verändern. Erforderlich sind zukünftig nicht nur Kompetenzen, um Unterricht in Klassenstärke fachlich-didaktisch angemessen durchzuführen. Zunehmend sind gefragt die pädagogisch-diagnostische Begleitung individueller und gruppenbezogener Lehr-Lernprozesse, die Bereitstellung individueller Förderangebote sowie die Beratung bei Lern-, Entwicklungs- und Lebensproblemen.
Die überwiegende Mehrzahl von Studien und Erfahrungsberichten empfiehlt eine längere gemeinsame Schulzeit für alle Kinder, um sowohl Einzelnen eine längere Entwicklungszeit zu ermöglichen als auch den Übertrittsnotendruck für alle aus der dritten und vierten Jahrgangsstufe herauszunehmen.
Aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen spielt sich das „wirkliche Leben“ außerhalb der Schule ab, dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Berufs- und Arbeitswelt. Mit der Vorbereitung auf diesen „Ernst des Lebens“ werden die schulischen Maßnahmen, insbesondere Prüfungen und Abschlüsse begründet. Die moderne Arbeitswelt ist aber den meisten Schüler/-innen – häufig allerdings auch den Lehrkräften – in der Regel völlig unbekannt, nicht zuletzt deshalb, weil die unmittelbare Anschauung, die Begegnung mit Berufspraktikern und –praktikerinnen im Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen kaum möglich ist. Die Folgen sind hinlänglich bekannt: Trotz vielfältiger Berufsberatungsangebote ist das Berufswahlspektrum der Jugendlichen, der Mädchen wie der Jungen, seit Jahren im Wesentlichen unverändert. Vergleichbares gilt auch für die Studienfachwahl.
Berufswahl ist ein längerer Orientierungs- und Entscheidungsprozess im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung, der maßgeblich mit unmittelbar praktischer Erfahrung, persönlichem Erleben und der Begegnung mit erwachsenen Vorbildern und Kontaktpersonen sowie Gelegenheiten zur Herausbildung von Interessen in Verbindung steht. Das heißt, die regelmäßige Begegnung mit der Berufs- und Arbeitswelt einschließlich praktischer Erfahrungen muss in allen Jahrgangsstufen und allen Schularten altersangemessen zum Schulprogramm gehören. Eine stärkere Verbindung von schulischem Lernen und praktischer Anwendung ist insbesondere für benachteiligte Schüler/-innen förderlich und kann sie erfolgreich bei der Bewältigung des Übergangs in die Berufsausbildung unterstützen.
Wir sind davon überzeugt, dass die zurzeit noch vorherrschende Vormittags-/Halbtagsschule auch in Bayern auf Dauer gesehen ein Auslaufmodell ist, soll tatsächlich mehr Bildungsqualität und Bildungsgerechtigkeit angestrebt werden. Deshalb muss die Ganztagsschule flächendeckend zu einer Angebotsform in allen Schularten und Schulstufen ausgebaut werden. Die Nachfrage von Seiten der Eltern und Kinder wird in dem Maße zunehmen, wie diese Schulform durch gute Qualität überzeugen kann. Eine Beschränkung dieser Schulform auf soziale Brennpunkte ist abzulehnen, weil dadurch dieses Schulkonzeptes in den Augen von vielen Eltern, Lehrkräften und Schüler/-innen diskriminiert und abgewertet wird.
Eine Schule, die auf die vielfältigen und steigenden Anforderungen an Erziehung, Bildung und Betreuung pädagogisch verantwortlich eingehen will, ist mittelfristig nur vorstellbar als Ganztagsschule. Ganztagsschulen bieten die Möglichkeiten, um grundsätzliche und weit reichende Veränderungen des Schul- und Bildungsangebotes umsetzen zu können. Allerdings darf nicht einfach der Vormittagsunterricht auf den Nachmittag ausgeweitet werden, denn nur gute Ganztagsschulen können tatsächlich zu mehr Bildungsqualität und mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen.
Gute Ganztagsschulen
Alle Schüler/-innen haben positive Erwartungen an Schule, sie wünschen sich insbesondere
Geht das Schulleben auf diese Grundbedürfnisse ein, sind die Grundlagen für Partizipation und Demokratielernen gelegt. Ernst genommen werden, etwas bewirken können, Beteiligung, Identifikation mit und Verantwortung für die Schulgemeinschaft bedingen sich gegenseitig. Um Schule zu einem Ort des Demokratielernens zu machen, sind allerdings noch viele Schritte notwendig. Zunächst geht es darum, die gegebenen Möglichkeiten im Schulforum und in der Schülermitverantwortung tatsächlich wahrzunehmen und auszuschöpfen. Durch Beteiligung der Schüler/-innen an Entscheidungsprozessen und durch Wahrnehmung von Verantwortung lernen sie demokratische Verhaltensweisen. Diese realen Erfahrungen sind wichtig, um die im Unterricht vermittelte politische Bildung und Information in ihrer Tragweite zu untermauern und verstehen zu können.
Allerdings sollten Schüler/-innen nicht nur auf der Schulebene, sondern bereits im Klassenverband einbezogen werden. Entsprechende Stunden – wie die mittlerweile bewährten „Zeit-für-uns-Stunden“ – sollten in jedem Stundenplan vorgesehen sein. Unverzichtbar ist in diesem Zusammenhang eine offene und zielorientierte Anerkennungs- und Feedbackkultur unter allen Beteiligten. Aktive Schülermitverantwortung muss ausgestattet sein mit umfassenden Rechten und Pflichten. Dies darf jedoch kein Privileg der Gymnasien sein. Alle Schularten müssen bei der Ausgestaltung der Strukturen der Schüler/-innenvertretung gleich behandelt werden.
Nicht zuletzt können durch Engagement an der Schule, durch Übernahme von Verantwortung und die Wahrnehmung von Rechten der Schülermitverantwortung soziale und personale Kompetenzen vermittelt werden, die im Arbeitsleben in allen Berufsbereichen neben den Qualifikationen in den Kernfächern zunehmend an Bedeutung gewinnen. Deshalb sollten solche Dokumentations- und Nachweissysteme weiterentwickelt und verbreitet werden, die Aussagen über diese Fähigkeiten, soziale Kompetenzen sowie das Engagement von Schüler/-innen treffen und so die Schulnoten ergänzen bzw. relativieren.
Die Unterschiede in den Lebensverhältnissen von Kindern und Jugendlichen werden in den nächsten Jahren sicherlich noch weiter zunehmen. Schon heute sind die Bedingungen des Aufwachsens z. B. im wohlhabenden und zuzugsstarken Südbayern kaum mit denen in Flächenlandkreisen z. B. in Nord-Ostbayern zu vergleichen. Auch innerhalb der Städte weisen einzelne Stadtbezirke und Schulsprengel hinsichtlich ihrer Sozial-, Wirtschafts- und Siedlungsstruktur große Unterschiede auf, die sich zum Beispiel auf die Übertrittsquoten in die weiterführenden Schulen auswirken. Ein erheblicher Teil der Unterschiede zwischen den Schüler/-innen einer Jahrgangsstufe, insbesondere die Leistungsunterschiede, sind auf den kleinräumigen sozialen Kontext einer Schule zurückzuführen. Konzepte zum Umgang mit Heterogenität der Schüler/-innen und zur Verbesserung von Chancengerechtigkeit dürfen sich deshalb nicht auf den Unterricht und die Binnenaspekte der Schule begrenzen, sondern müssen sich dem sozialen Umfeld gegenüber öffnen und dieses mit einbeziehen.
Insgesamt müssen Schulen mehr Gestaltungs- und Entscheidungskompetenzen erhalten, um standortbezogene Schulprofile mit individueller Schwerpunktsetzung zu entwickeln. Die Zusammenarbeit zwischen Schulleitung, Lehrerschaft, Eltern und Schüler/-innen kann insbesondere unter dieser Voraussetzung gestärkt werden.
Nicht zu verkennen ist in diesem Zusammenhang die Situation der Schulen im ländlichen Raum. Wohnortnahe Schulen sind ein wichtiger Bestandteil der sozialen Infrastruktur und wichtiger Aspekt der Lebensqualität von Kindern, Jugendlichen und ihren Familie. Wesentlich ist hier auch eine ihren Bedürfnissen angepasste Organisation des Schulwegetransports. Gleichzeitig ist ein vielfältiges Schulangebot aufrechtzuerhalten, das wiederum eine bestimmte Mindestzahl von Kindern und Jugendlichen voraussetzt, die angesichts der demografischen Entwicklung und der Abwande-rung aus ländlichen Räumen aber nicht mehr überall gewährleistet ist. Eine ausschließlich zentrale Planung und Steuerung von Schulen kann diesen sehr unterschiedlichen regionalen Bedingungen und Bedürfnissen nicht mehr gerecht werden. Deshalb sind mehr Gestaltungskompetenzen zu den äußeren Schulformen, Kooperation und Integration zwischen Schulen und Schularten, Finanzierung und Ausstattung zu regionalisieren (z.B. auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte) und unter Beteiligung der jeweiligen Schulleitungen, Lehrkräfte bzw. der Eltern- und Schüler/-innenvertretungen auszugestalten.
Eine Stärkung der Autonomie der Einzelschule erhöht die Bereitschaft und die Möglichkeiten, sich gegenüber dem sozialen und lokalen Umfeld zu öffnen und insbesondere Kooperationspartner in die Gestaltung des Schulprogramms einzubeziehen. Die zukünftigen gesellschaftlichen Aufgaben von Bildung, Erziehung und Betreuung können und sollten Schulen und Lehrkräfte gemeinsam mit außerschulischen Partnern erfüllen. Insbesondere Ganztagsschulen müssen in diesem Sinne offene Schulen sein, die an der Einbeziehung und Gestaltung eines dichten sozialen Netzwerkes interessiert sind und mitwirken.
Die gemeinwesenorientierte Ausrichtung und Einbindung der Schulen im Zusammenwirken mit der Jugendhilfe, ihren Strukturen und Träger ist im Sinne einer lokalen Bildungslandschaft verstärkt voran zu treiben. Deshalb muss Kooperation mit außerschulischen Partnern, insbesondere mit der Jugendhilfe, als eine zukünftige Aufgabenstellung von Schulen in der Lehrerausbildung, insbesondere in der zweiten Ausbildungsphase, systematisch verankert werden.
Reformen und Verbesserungen im Bildungswesen bringen erst mittelfristig und langfristig Erfolge. Die Entscheidungen für eine Umsteuerung auf Grundlage eines stimmigen Gesamtkonzeptes müssen heute getroffen und eingeleitet werden.
Zu diesen Grundlagen gehören:
1 Um sich der Vielfalt der Argumente, Anliegen und Erfahrungen der an Schule und Bildung Beteiligten zu vergewissern, führte der Bayerische Jugendring am 22. Juli 2008 ein Anhörung mit Vertreter/-innen maßgeblicher Verbände und Interessengruppen durch. Teilgenommen haben: Bayer. Realschullehrerverband, Bayer. Philologenverband, ISB, Netzwerk bayer. Schülerinitiativen, Bayerische Staatsministerien für Unterricht und Kultus und für Arbeit und Soziales, Landes-Eltern-Vereinigung Gymnasium In Bayern, vbw-Vereinigung der Bayer. Wirtschaft, Bayerischer Elternverband, AG Ausländerbeiräte Bayern, GEW Bayern, BLLV, Prof. Pollak, Uni Pas-sau, Bezirksschülersprecherin Oberpfalz.
2 Bayerischer Landtag, DS 15/10881, Bericht der Enquete-Kommission „Jung-Sein in Bayern – Zukunftsperspektiven für die kommen-den Generationen, S. 212
3 vgl. Bildung in Deutschland 2008, Autorengruppe Bildungsberichterstattung, Bielefeld, S. 214
4 Bayerischer Landtag, S. 209
5 Bayerischer Landtag, S. 214
6 Der 12 . Kinder- und Jugendbericht unterscheidet diese vier Kompetenzbereiche, um zu verdeutlichen, in welchem umfassenden Sinne ein ganzheitliches Bildungskonzept zur Weltaneignung zu verstehen ist.
Beschlossen vom 133. Hauptausschuss des Bayerischen Jugendrings vom 17.10. bis 19.10.2008