Das Wort Vote aus Menschen geschrieben.

Wahlalter

Der Bayerische Jugendring setzt sich seit vielen Jahren für eine Absenkung des aktiven Wahlrechts auf allen Ebenen ein.

Der Bayerische Jugendring setzt sich seit vielen Jahren für eine Absenkung des aktiven Wahlrechts für Kommunal-, Landtags-, Bundestags- und Europawahlen auf das 14. Lebensjahr ein.

Jugendarbeit beweist täglich aufs Neue, dass junge Menschen die Gesellschaft mitgestalten wollen und können. Eine Absenkung des Wahlrechts auf das 16. Lebensjahr wäre ein erster Schritt, dieses Grundrecht auch für junge Menschen zu öffnen.

Die Interessen von Kindern und Jugendlichen finden in der Politik nur in geringem Maße Beachtung. Das verwundert nicht, denn junge Wählerinnen und Wähler sind nur eine sehr kleine Zielgruppe der Politik, die im Zuge des demographischen Wandels im Verhältnis zu den älteren Generationen auch noch weiter schrumpfen wird.

Argumentationshilfen

Die Urteilsfähigkeit eines Menschen lässt sich nicht prinzipiell am Alter messen. Der Entwicklungspsychologe Klaus Hurrelmann belegt, dass bereits im Alter von zwölf Jahren differenziertes Denken und Urteilen möglich ist. Außerdem verfügen junge Menschen über ein überdurchschnittlich hohes Maß an Kompetenzen im Umgang mit modernen Informationstechnologien, inzwischen unabdingbar für eine umfassende und fundierte Meinungsbildung.

Das Wahlrecht ist ein Recht, das jedem Bürger:in unabhängig davon zusteht, ob er oder sie es ausübt oder nicht. Das Phänomen der Nichtwahl kommt in allen Altersschichten vor. Niemandem darf das Wahlrecht abgesprochen werden, weil er es eventuell nicht ausübt.

Je früher junge Menschen beteiligt werden, desto früher setzen sie sich mit Politik auseinander. Durch das Mitspracherecht, steigt gleichzeitig das Interesse an Politik. In allen Altersklassen gibt es Menschen, die sich kaum bis gar nicht oder in besonderem Maße für Politik interessieren. Deshalb kann uninformierten Bürger:innen aber nicht das Wahlrecht entzogen werden.

Alle Menschen sind beeinflussbar und beeinflussen sich ständig gegenseitig. Deshalb gibt es Wahlkämpfe. Politik lebt davon sich auszutauschen, Meinungen zu übernehmen oder ihnen zu widersprechen.

Junge Menschen tragen schon in jungen Jahren viel Verantwortung. Ihnen wird bereits viel und immer mehr zugetraut. Mit 14 Jahren können sie sich für eine Religion entscheiden oder Mitglied einer Partei werden. Manche stehen mit 14 bereits am Beginn einer Berufsausbildung und müssen mit den einhergehenden Herausforderungen umgehen.

Das Wahlrecht ist für den Wählenden nicht bindend. Es ist ein Recht und keine Pflicht, deshalb muss niemand davor beschützt werden.

Kinder und Jugendliche erfahren heutzutage bereits früh ein breites Angebot der politischen Bildung. Man muss kein:e Expert:in sein, um eine legitime Entscheidung zwischen verschiedenen politischen Alternativen zu treffen. Auch Erwachsene wählen häufig intuitiv ohne sich vertieft eingelesen zu haben.

Jeder Mensch trifft seine Wahlentscheidung aus persönlichen Gründen, aus einer gewissen Emotionalität heraus. Wahlen in anderen Bundesländern zeigen, dass Kinder und Jugendliche ein ähnliches Wahlverhalten zeigen wie die wahlberechtigte Bevölkerung. Dass Kinder und Jugendliche zu extremeren Positionen neigen ist nicht nachzuweisen.

Es ist anzunehmen, dass die Wahlbeteiligung auf lange Sicht steigen würde, denn früh wählen übt sich ein. Wer bereits früh gewählt hat bildet viel wahrscheinlicher eine Wahlgewohnheit aus. Dass eine Absenkung des Wahlalters zu einem Sinken der prozentualen Wahlbeteiligung führen würde ist reine Spekulation. Fakt ist jedoch, dass mit der Absenkung des Wahlalters die absolute Zahl der
Wahlstimmen tendenziell steigen würde und somit die Legitimation der politischen Repräsentanten eine breitere Basis erhalten würde.

Patrick Wolf
er/ihm
Büroleiter und Queer-Beauftragter