Vor einem Kastenwagen türmen sich eingepackte Geschenke, zwei Frauen stehen lächelnd dabei.

Hundert Tage Krieg

Lena Ruckhäberle vom KJR Pfaffenhofen berichtet über "Willkommenspakete" und andere Aktionen, die mit dem benachbarten KJR Dachau entstanden.

Am 3. Juni 2022 dauerte der Krieg, den Russland am 24. Februar gegen die Ukraine entfachte, bereits hundert Tage. Zu diesem Zeitpunkt waren nach Angaben des Bundesfamilienministeriums mehr als 700.000 Menschen aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland geflüchtet, vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche.

Die brutalen Bilder aus Kiew, Butscha, Charkiw, Mariupol und anderen Orten in der Ukraine haben viele Menschen in Deutschland zu Spenden und spontanen Hilfsaktionen veranlasst, vor allem auf kommunaler Ebene. Vieles geschah ehrenamtlich, so auch bei den Jugendringen. Andere Unterstützungsangebote sind auf Dauer angelegt. 

Exemplarisch für viele gute Beispiele der Unterstützung von Geflüchteten durch die Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen der Stadt-, Kreis- und Bezirksjugendringe sollen hier die Kreisjugendringe Dachau und Pfaffenhofen herausgegriffen werden. 

„Wir konnten von einer Aktion der Dachauer sehr profitieren. Nach einem Aufruf wurden dort an den Schulen Willkommenspakete für Kinder und Jugendliche gesammelt, nach drei Altersklassen getrennt. In den Paketen waren neben einem selbstgemalten Begrüßungsbild der Spender:innen Spielsachen, Bücher, Drogerieartikel und Süßes. Beim Kreisjugendring Dachau kamen so viele Pakete zusammen, dass ein Teil davon an uns weitergegeben werden konnte. Davon haben wir einen Transporter voll geholt und verteilt.“

Lena Ruckhäberle, Geschäftsführerin des Kreisjugendrings Pfaffenhofen
 

Im Landkreis Pfaffenhofen waren bis Ende April rund 1300 Geflüchtete aus der Ukraine angekommen. Zwei Hotels dienten als Erstunterkunft, oft gelang es schnell, eine private Unterkunft mit Bleibeperspektive zu organisieren. Trotzdem waren die Probleme groß. So konnten die Geflüchteten in den ersten Monaten ihr Geld nicht in Euro umtauschen, weil deutsche Banken die ukrainische Hrywnja nicht annahmen. Die meisten standen deshalb mittellos da, obwohl sie in der Heimat ihre Konten leergeräumt hatten.

Inzwischen akzeptieren deutsche Banken ukrainisches Geld – bis zu umgerechnet 300 Euro pro Person. Viele Fragen und Probleme bleiben. Deshalb hat der KJR Pfaffenhofen eine Infoseite für ukrainische Geflüchtete erstellt: https://willkommen-in-paf.de/ Sie steht sowohl auf Ukrainisch als auch in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.  

Die Website informiert über Fragen des praktischen Lebens: An wen kann ich mich wenden, wenn ich nachts oder am Wochenende im Landkreis ankomme? Wie gelange ich mit Bus und Bahn von A nach B? Welche Aufenthaltsbestimmungen gelten für Geflüchtete mit ukrainischer Staatsangehörigkeit? Welche speziellen Anlaufstellen gibt es im Landkreis für Senioren, Frauen, Kinder und Jugendliche? Wo treffe ich Landsleute, mit denen ich mich austauschen kann? Zudem werden aktuelle Veranstaltungen und Angebote der örtlichen Vereine und Verbände und des KJR selbst beworben.

Einmal wöchentlich bietet der KJR Pfaffenhofen ein Treffen im Sportpark an, es gibt ein Spielmobil und ein Pavillon für Schlechtwettertage. Eingeladen sind ukrainische Geflüchtete aller Altersgruppen, besucht wird der Donnerstagstreff vor allem von Müttern, Kindern und Jugendlichen: https://willkommen-in-paf.de/wp-content/uploads/2022/05/Plakat-Neue-Termine-scaled.jpg Außerdem hat die KJR-Geschäftsführerin herausgefunden, wo der beste Platz ist, um Werbung für Angebote zu machen und sich vorzustellen: „Die ‚Tafel‘ ist ein guter Ort“, sagt Ruckhäberle, vor allem, weil es bei uns im Landkreis seit einiger Zeit gesonderte Termine für Ukrainer:innen gibt, die sich mit gespendeten Lebensmitteln versorgen müssen und hier sehr viele Personen auf einmal erreicht werden können.“

Ruckhäberles vorläufiges Fazit: „Bei uns hat sich gezeigt, dass mit relativ wenigen Mitteln schnell viel erreicht werden kann. Auch die Zusammenarbeit mit den Behörden im Landkreis läuft sehr gut, was die ukrainischen Geflüchteten angeht. Wir hoffen, die Kinder und Jugendlichen im Sommer gut in unser Ferienprogramm integrieren und ihnen das Ankommen weiter erleichtern zu können. Viele realisieren nur langsam, dass sie voraussichtlich länger hierbleiben müssen, was ein sehr schmerzlicher Prozess ist.“

 

Ellen Daniel
Pressesprecherin und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Projekte