juna #1.24 Europa

Was hat die EU mit mir zu tun? Und mit Jugendarbeit in Bayern? Fragen an junge Abgeordnete und wie Europa für junge Menschen erlebbar werden kann

Stimmen für die Jugend

Was im Europäischen Parlament entschieden wird, betrifft das Leben aller jungen Menschen, die in der EU leben. Einige von ihnen wirken an diesen Entscheidungen selbst mit: die jungen Abgeordneten des Parlaments. Wir haben mit zwei von ihnen gesprochen: über ihre Erfahrungen mit der parlamentarischen Arbeit und über ihre Vorstellungen von der Zukunft Europas

 

Fragen an junge Abgeordnete des EU-
Parlaments
 

Christian Doleschal sitzt im EU-Parlament an seinem Platz, vor ihm ein Mikrofon und sein Namensschild. Er lächelt in die Kamera.
CHRISTIAN DOLESCHAL, geboren 1988, gehört der Fraktion der Europäischen Volkspartei an und ist Vorsitzender der Jungen Union Bayern

Wie kann man junge Menschen für Europa begeistern?

Christian Doleschal

"Egal ob man aus Tschechien, Frankreich oder Bayern kommt: Wir alle teilen dieselben Grundwerte von Freiheit, Verantwortung und der Würde des Menschen. Wer durch Europa reist, spürt das. Wir haben riesige Herausforderungen vor uns und wenn wir eine gute Zukunft wollen, müssen wir europäisch denken und handeln.  Wir jungen Menschen sind nicht nur die Zukunft von Europa, Europa ist auch unsere Zukunft."

Delara Burkhardt

„Wir müssen der Stimme junger Menschen mehr Gehör verschaffen! Hier sehe ich auch uns Europaabgeordnete in der Verantwortung. Ob in der Schulklasse, beim Gespräch im Betrieb oder auf Social Media: Ich suche den direkten Austausch mit jungen Menschen und versuche, ihr Draht ins Europäische Parlament zu sein. Denn „die EU“ wirkt oft weit weg und das, was in Brüssel oder Straßburg passiert, wie eine andere Welt. Das ist aber nicht so! Die Entscheidungen, die wir hier fällen, betreffen die Zukunft von Millionen junger Europäer:innen. Und deswegen müssen wir ihnen zeigen, dass es auch ihr Europa ist und sie es mitgestalten können. Dass wir das Wahlalter bei der kommenden Europawahl im Juni 2024 auf 16 gesenkt haben, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“

Delara Burkhardt in schwarzem Kurzarmkleid steht in einem gläsernen Gebäude und lehnt an einer gläsernen Brüstung. Sie lacht.
DELARA BURKHARDT, geboren 1992, gehört im Europaparlament der S&D-Fraktion an und ist Mitglied des Landesvorstands der SPD Schleswig-Holstein

Wie war es für Sie als junge:r Abgeordnete:r im Europäischen Parlament?

Delara Burkhardt

"Es war lustig zu sehen, wie viel Verwirrung ich im Europäischen Parlament ausgelöst habe, wenn ich irgendwohin gegangen bin und alle mich für eine Mitarbeiterin oder Praktikantin hielten. Ich war und bin noch immer etwas jünger als der Durchschnitt der Abgeordneten. Für mich ergab sich ein Veränderungsimpuls für beide Seiten. Ich bin im Nachhinein dankbar dafür, wie offen und interessiert ich von meinen Kolleg:innen aufgenommen wurde. Es war ein Sprung ins kalte Wasser, aber Erfrischung tut gut und ich würde es sofort wieder machen."

Christian Doleschal

"Als Enkel eines Vertriebenen aus dem Sudetenland bin ich in dem kleinen Oberpfälzer Dorf Brand mit 1.200 Einwohnern aufgewachsen. Dort habe ich schon als kleiner Bub gelernt, was es heißt, für die Gemeinschaft anzupacken. Mit 14 wurde ich Jugendbürgermeister und mit 31 Europaabgeordneter: Immer ging es mir darum, etwas Gutes für die Gesellschaft zu tun. Das ist mein Anspruch und natürlich ist das im Alltagsgeschäft nicht immer leicht. Aber es fühlt sich wirklich super an, wenn die eigenen Ideen zu Gesetzestexten werden und den Menschen ganz konkret helfen – und zwar egal ob jemand vom Land oder aus der Stadt kommt. Das spornt mich immer wieder aufs Neue an!“

Zeichnung des Gebäudes des EU-Parlaments, davor ein dreiviertel voller Kranz der EU-Sterne

Wieso halten Sie die EU für wichtig und wieso glauben Sie, dass sie eine gute Zukunft hat?

Christian Doleschal

"Wir leben in Zeiten des Umbruchs. So werden autokratische Staaten wie China immer einflussreicher, andere wie Russland führen  abscheulichste Kriege und wollen die Weltordnung massiv durcheinanderbringen. Wenn wir weiterhin in der Welt mit einer starken Stimme für Menschenrechte und für unsere Interessen gehört werden wollen, dann brauchen wir ein geeintes und handlungsfähiges Europa. Wir als junge Generation müssen laut sein und für Europa werben. Dann kann Europa eine gute Zukunft haben."

Delara Burkhardt

"Egal ob Klimakrise, Inflation, Russlands Krieg gegen die Ukraine oder Energiekrise: All diese Krisen können wir nur gemeinsam meistern. Sich ins nationale  Schneckenhaus zurückzuziehen mag ein verlockender Gedanke sein – der Brexit zeigt aber deutlich, dass das ein Trugschluss ist. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass gerade junge Menschen die Vorteile der EU als besonders hoch einschätzen und die populistischen Parolen von rechts somit nicht verfangen. Das macht mir Hoffnung!"

 

Anmerkung der Redaktion:
Wir haben für diesen Beitrag Vertreter:innen aller Fraktionen des Europäischen Parlaments mit deutschen Abgeordneten im Alter von bis  zu 35 Jahren angefragt. Nicht von allen erhielten wir Antworten. Ziel war es, Stimmen von jungen Parlamentarier:innen einzuholen, um eine junge Perspektive auf die EU zu zeigen.