Ein Holztisch von oben. Auf dem Tisch liegen Kopfhörer, Keyboard, Tastatur, Tablet und Handy

Digital Youth Work

Digitalisierung ist per se ein Jugendthema und damit auch ein Thema für die Jugendarbeit. Denn die Entwicklungen der Digitalisierung betreffen nicht allein die derzeit im Fokus der politischen Gestaltung liegenden Bereiche Wirtschaft und schulisches/universitäres Bildungswesen. Die Wandlungsprozesse, die mit dem Schlagwort Digitalisierung beschrieben werden, finden auch in der Jugendarbeit statt und müssen hier konstruktiv gestaltet werden. Jugendarbeit kann dabei ein Ort sein, an dem Jugendliche Prozesse der Digitalisierung aktiv mitgestalten und damit eigene Ansprüche artikulieren und einbringen können.

Aktuelle Veranstaltungen

2022 findet ein Fachkräfteaustausch mit Schottland statt, das fachliche Thema ist: "Digital Youth Work - The Gender Gap": 

Im Bereich der Jugendarbeit besteht ein enormes Potenzial, die Praxis durch den Einsatz digitaler Technologien und Medien zu verbessern und zu erneuern und nichtformales und informelles Lernen zu nutzen, um jungen Menschen zu helfen, digitale Inhalte zu erstellen und die digitale Welt der Zukunft zu gestalten. Neben diesen Bedürfnissen und Möglichkeiten mangelt es jedoch auch an Vertrauen, Kompetenz, strategischer Planung und Investitionen, damit der Jugendarbeitssektor diese Entwicklungen voll und ganz nutzen kann.

Digitalisierung bietet enorme Möglichkeiten, um Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen. Trotz dieser Potentiale herrscht jedoch immer noch ein „Gender Gap“ im Bereich Digitalisierung. In der Digitalwirtschaft arbeiten über 80 Prozent Männer. Frauen* steigen dort selten die Karriereleiter auf und sie verlassen die Branche deutlich häufiger wieder als Männer. Mädchen werden in ihrer Bildungslaufbahn nicht entsprechend ihrer Talente gefördert und sind gerade in MINT Berufen immer noch unterrepräsentiert.

Auch in der bayerischen Jugendarbeit müssen wir Mädchen in der aktiven Medienarbeit besser erreichen. Mit unserem Fachkräfteaustausch nach Schottland wollen wir uns von der Jugendarbeit und Projekten zur Geschlechtergerechtigkeit dort inspirieren lassen: Welche Bedingungen erleichtern gendergerechtet digitale Jugendarbeit? Wie können Medienprojekte für Mädchen erfolgreich umgesetzt werden und welche Best Practices dafür gibt es in Schottland? Wie arbeiten die Fachkräfte in diesem Bereich und unter welchen Bedingungen läuft in Schottland gendergerechte digitale Jugendarbeit ab? (Melda Werstein, Referentin für Medien und Jugendschutz)

Zielgruppe des Fachkräfteaustauschs sind ehrenamtliche und hauptberufliche Fachkräfte der Jugendarbeit, Fachkräfte aus der Mädchenarbeit und Fachkräfte aus der Medienarbeit, Fachkräfte aus unterschiedlichen Jugendarbeitszusammenhängen und Teilen Bayerns, aus der Praxis aber auch aus der Forschung. Wichtig ist bei den Teilnehmenden auch die Motivation, selbst ein Austauschprojekt / Jugendaustausch mit Schottland in der Zukunft organisieren zu wollen und bei diesem Fachkräfteaustausch Partner dafür zu finden. Denn neben dem fachlichen Austausch sind Partnerschaften für Jugendaustauschprojekte 2023 erklärtes Ziel der Maßnahme, die von der Stiftung internationale Jugendarbeit gefördert wird:

  • Juni 2022: Besuch der bayerischen Fachkräfte in Schottland 
  • Juli 2022: Virtuelles Vernetzungstreffen bayerischer und schottischer Fachkräfte
  • Okt. 2022: Besuch der schottischen Fachkräfte in Bayern
  • 2023: Jugendaustauschprojekte

Partner der Maßnahme: YouthLink Scotland

Vergangene Veranstaltungen

"Digital Youth Work" - Ein Fachkräfteaustausch mit Finnland und Estland

Espoo ist die zweitgrößte Stadt Finnlands, nur wenige Kilometer von Helsinki entfernt. Die Stadt lebt vor, wie Jugendarbeit und Digitalisierung vor Ort ganz selbstverständlich verknüpft werden können. Best-Practice-Beispiele ließ sich eine 19-köpfige Delegation des Bayerischen Jugendrings im Rahmen des Fachkräfteaustauschs Digital Youth Work in Kooperation mit der finnischen Jugendorganisation Verke und dem Estonian Youth Work Centre in verschiedenen Organisationen und Einrichtungen mit digitalen Angeboten für junge Menschen in Finnland und Estland zeigen. Das örtliche Service Center zum Beispiel verbindet Jugendtreff, Bibliothek, Stadtverwaltung und Arztzentrum. Viele Jugendliche kommen täglich hierher, um auf den roten Couchen ihre Freizeit zu verbringen. Der Treff ist gut frequentiert, wie die abgenutzten Polster zeigen. Hier im Jugendzentrum warten verschiedene Spiele, Gamingstationen und Aktivitäten auf die jungen Besucher. Eine hellgrüne Linie zieht sich durch das gesamte Obergeschoss. Wer ihr folgt, der entdeckt noch mehr: In den Räumen der Bibliothek neben dem Jugendtreff befinden sich Bandproberäume mit Bühne, Kopfhörer samt CDs und an gefühlt jeder Ecke eine Steckdosenleiste. Das wohl wertvollste Equipment wartet am Ende des Flurs im Innovationslabor. Hier rattert ein 3-D-Drucker neben dem anderen, reiht sich ein Computer an den anderen. Im Raum daneben warten kleine Roboter auf die freudigen Programmierer. Der Besuch und auch das Drucken kostet nichts. Für die Stadt ist es dennoch nicht umsonst. Sie führt so junge Menschen spielerisch an die Technik heran. Eine Bibliothek, die verschiedene Medien miteinander verbindet, dazu ein Innovationslabor – ein nachhaltiges Konzept, auf das auch Städte in Estland setzen. Eine simple Idee – und derzeit doch für einige bayerische Kommunen fast eine Galaxie entfernt.

Kontakt

Theresa Leppert
Referentin für Europäische Jugendpolitik