22.10.2022

Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Die 161. BJR-Vollversammlung positioniert sich zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, das Thema habe nicht zuletzt im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine noch stärkere Relevanz erfahren.

Nach Artikel 24 der UN Kinderrechtskonvention haben Kinder ein Recht auf das höchst erreichbare Maß an Gesundheit. Dabei ist „Gesundheit“ mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen wird zunehmend durch psychische und psychosomatische Erkrankungen bestimmt. Der Bericht zur psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege aus dem Jahr 2016 spricht von fast 470.000 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Bayern mit einer diagnostizierten Störung. Je nach Studie sind 20 bis 25% der Kinder und Jugendlichen in Bayern betroffen. Dabei geht es im Wesentlichen um AD(H)S, Entwicklungsstörungen, depressive Erkrankungen und Essstörungen. Auch in unseren europäischen Nachbarländern ist das Thema der psychischen Gesundheit / mental health / well-being seit einigen Jahren verstärkt im Fokus, denn es handelt sich hierbei keineswegs um ein deutsches Phänomen.

Im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bekommt das Thema psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen eine noch stärkere Relevanz. Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. führt in einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte aus, dass „die abrupte Schließung der Einrichtungen und wochenlange Kontaktsperre zu den Freunden und Erzieher*innen einen unverstandenen und ggf. traumatischen Verlust von wichtigen Beziehungspersonen“ bedeute. (…) Viele Kinder und Familien besitzen nicht die Resilienz, um die Einschränkungen folgenlos zu bestehen.“

Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf haben 2020 und 2021 eine bundesweite Studie (COPSY – Corona und Psyche) durchgeführt, die die Auswirkungen der Pandemiesituation auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen untersuchte. Demnach haben 45% der Kinder und Jugendlichen Angst vor der Zukunft und rund 3/5 gelten als psychisch belastet. Erneut sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund betroffen. Auch Mädchen sind häufiger betroffen als gleichaltrige Jungen.1 Nach dem Minoritätenstress-Modell2 von Lian H.Meyer wird der vermehrte Stress identifiziert, dem Angehörige von stigmatisierten sozialen Gruppen auf Grund ihrer Minderheitenpositionen ausgesetzt sind. Er setzt sich zusammen aus gesellschaftlicher Stigmatisierung, der Erfahrung von Diskriminierung und Gewalt sowie verinnerlichten negativen Einstellungen gegenüber der Eigengruppe.

Persönliche Krisen gehören zum normalen Aufwachsen und zu den Erfahrungen des Lebens, sie sind jedoch von Störungen zu unterscheiden. Nicht jede psychische Belastung ist also gleich eine psychische Erkrankung oder Störung im medizinischen Sinne. In der COPSY-Studie werden als häufigste Störungen Schlafstörungen, Angststörungen, Essstörungen und Depressionen genannt. Dabei können sich die Symptome bei Kindern und Jugendlichen wesentlich von den Symptomen bei Erwachsenen unterscheiden, was das Erkennen für das Umfeld schwer machen kann.

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist also ein Thema mit dringendem Handlungsbedarf – und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Die bayerische Jugendarbeit setzt sich in diesem Positionspapier aus einer jugendpolitischen Perspektive mit dem Thema im Sinne einer Standortbestimmung auseinander und kommt zu nachfolgenden Schlussfolgerungen, aus denen sich schließlich konkrete Forderungen ableiten.3

1. Jugendarbeit setzt an den Stärken der Kinder- und Jugendlichen an, schafft Raum für Reflexion und Selbstwirksamkeit und wirkt präventiv

Ein wesentliches Merkmal der Jugendarbeit ist es, an den Stärken der Kinder und Jugendlichen anzusetzen und damit junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Jugendarbeit übergibt ihnen Verantwortung für sich und andere und schafft Räume, in denen Kinder- und Jugendliche selbstbestimmt eigene Ideen umsetzen können. So finden Selbstwirksamkeitserfahrungen statt, die die jungen Menschen gut rüsten, um mit Krisensituationen gestärkt umgehen zu können.

Die Angebote der Jugendarbeit haben somit per se einen Präventionscharakter und die Aktivitäten in und mit der Gruppe tragen dazu bei, dass sich psychische Störungen erst gar nicht entwickeln und individuelle Krisen gut begleitet werden.

Diese Stärke der Jugendarbeit, mit den Stärken der Kinder und Jugendlichen zu arbeiten, gilt es einerseits selbstbewusst zu kommunizieren, andererseits den politischen Entscheider:innen gegenüber dann zu betonen, wenn Jugendarbeit plötzlich als disponibel erklärt wird, weil entweder finanziell der Schuh drückt, oder wenn wie in der Pandemie über „Systemrelevanz“ von gesellschaftlichen Institutionen debattiert wird. Es hat seinen guten Grund, dass das Vorhalten von Angeboten der Jugendarbeit für die Kommunen eine gesetzliche Pflichtaufgabe ist.

2. Jugendarbeit schafft Struktur und Sicherheit – und bietet Freiräume auch ohne konkretes pädagogisches Angebot

Junge Menschen stehen auf dem Weg ins Erwachsenenleben vor drei Kernherausforderungen: Qualifizierung, Verselbständigung und Selbstpositionierung.4 Die Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie haben bei allen jungen Menschen zu Beeinträchtigungen/Unterbrechungen in diesen Entwicklungsbereichen geführt. Der Alltag wurde (und wird immer noch) stark verändert, der Bereich der schulischen oder betrieblichen Ausbildung wurde unterbrochen, der Bewegungsradius für eigene Erfahrungen war eingeschränkt. Die Veränderung der Alltagsstruktur und die Kontaktbeschränkungen lösen Zukunftsängste, Leistungsdruck und soziale Vereinsamung aus und stellen damit ein erhebliches Risiko für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dar.5

Gerade in einer Situation, in denen gewohnte Strukturen wegfallen, sind die Orte der Jugendarbeit für die Kinder und Jugendlichen noch wichtiger, denn sie bieten Struktur und Sicherheit und die Gelegenheit sich austauschen zu können. Die Erfahrung nach der ersten Wiederöffnung nach dem Lockdown hat gezeigt, dass es vor allem die Freiräume sind, die von den Kindern und Jugendlichen eingefordert werden; sich also ohne vorstrukturiertes, pädagogisches Programm einfach nur treffen und austauschen zu können. Es gilt gerade jetzt ganz genau hinzusehen, was junge Menschen brauchen und wie sie in dieser Situation am besten begleitet werden können.

Auch diese von der Jugendarbeit bereitgestellten Freiräume ohne vorstrukturiertes Programm haben einen wichtigen Stellenwert und müssen dementsprechend auch förderfähig sein.

3. Jugendarbeit ist ein wesentlicher Ort, wo sich junge Menschen über ihre Sorgen und Nöte austauschen können

Der Austausch mit Gleichaltrigen ist ein wesentlicher Faktor für das seelische Wohlbefinden und die individuelle Entwicklung eines jungen Menschen. Digitale Formate können die unmittelbare Begegnung mit Gleichaltrigen nicht ersetzen, denn Kinder und Jugendliche müssen mit allen fünf Sinnen wahrnehmen können. Die persönliche Begegnung in der Peergroup ist für ein gesundes Aufwachsen unabdingbar. Jugendarbeit ist hierfür ein wesentlicher Ort. In Gruppenstunden, beim Sporttraining, im Jugendzentrum oder auf Ferienfreizeiten finden wesentliche Begegnungen statt, die auch von Schule oder Familie nicht ersetzt werden können.

Spätestens mit dem Beginn der Pubertät wird die Peer-Group normalerweise zum wichtigsten Bezugspunkt, deren Urteil zum wesentlichen Kompass für die eigene Haltung zu Themen wird. Alleine die Möglichkeit, Sorgen und Nöte innerhalb der Peer-Group teilen zu können, sorgt für eine Linderung der psychischen Belastung. Diese Räume außerhalb von Familie und Schule müssen deshalb unbedingt für alle jungen Menschen offengehalten werden. Angesichts der Tatsache, dass Kinder und Jugendliche epidemiologisch gesehen bei der Verbreitung des Corona-Virus keine wesentliche Rolle spielen, muss die Abwägung zwischen möglichen epidemiologischen Auswirkungen von Öffnungsstrategien und den gesundheitlichen Risiken von Kontaktbeschränkungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche anders getroffen werden als bisher, um langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der nachwachsenden Generation zu vermeiden.

4. Jugendarbeit ist zweckfrei und verfolgt damit das Ziel der Stabilisierung von Kindern und Jugendlichen, im Sinne eines Ausgleichs für die Belastungen an anderer Stelle

Jugendarbeit verfolgt Ziele, aber keine Zwecke im Sinne von geplanter Nützlichkeit in anderen Lebensbereichen. Wenn ein junger Mensch etwas Theoretisches in der Jugendarbeit lernt, dann des Inhalts des Gelernten wegen und nicht, um dafür eine gute Zensur zu erhalten. Wenn ein junger Mensch etwas Praktisches in der Jugendarbeit lernt, dann tut er:sie das um der Sache willen, weil es vielleicht Spaß macht, weil er:sie es vielleicht lernen will und nicht, um später die Chancen in der Konkurrenz um einen Ausbildungsplatz zu verbessern. Wenn ein junger Mensch in der Jugendarbeit die Gelegenheit erhält, etwas auszuprobieren, dann ist die Möglichkeit des Scheiterns an der Aufgabe immer inkludiert und als Lern- und Entwicklungsgelegenheit willkommen. In der Jugendarbeit geht es also um das Begleiten junger Menschen bei ihrem Aufwachsen in einem vertrauensvollen Umfeld, das ihnen Stabilität und Sicherheit gibt.

Um dieses Aufwachsen so gesund wie möglich zu gestalten, dürfen die Angebote der Jugendarbeit nicht selbst zu einer „stressbehafteten“ Angelegenheit werden. Derzeit wachsen Generationen von Kindern und Jugendlichen im Dauerstress heran: Sie sind von Schule, Betrieb, Universität, gesellschaftlichen Anforderungen permanent gefordert. Die Jugendarbeit hat hier im Sinne und zum Schutz der Kinder und Jugendlichen ein Gegengewicht zu stellen und ihre Angebote so zu gestalten, dass sie den jungen Menschen guttun.

5. Psychische Erkrankungen müssen von Stigmatisierung befreit werden

Psychische Gesundheit ist eigentlich ein positiver Begriff, doch schnell wird zuerst an psychische Beeinträchtigungen und Erkrankungen gedacht. Psychische Gesundheit sollte ebenso wie körperliche Gesundheit als positive Grundvoraussetzung für das Menschsein betrachtet werden, also zu denken, zu fühlen, zu arbeiten, Beziehungen eingehen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Psychische Belastungen und psychische Erkrankungen gehen mit Stigmatisierung bzw. mit der Furcht vor Stigmatisierung einher. Dies hat zur Folge, dass junge Menschen aus Scham sehr lange warten, bevor sie sich professionelle Hilfe suchen. Zudem erhöht die Stigmatisierung unmittelbar die Prävalenz für Suizidalität. So geht in Deutschland laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) jeder 8. Todesfall unter Jugendlichen auf einen Suizid zurück. Das Überwinden der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen kann also dafür sorgen, dass junge Menschen früher Hilfsangebote annehmen und somit Störungen/Erkrankungen früher und besser überwunden werden können. Auch die Prävalenz für Suizidalität würde sich entsprechend verringern.

Der internationale Tag der psychischen Gesundheit findet jährlich am 10. Oktober statt. Es ist ein Aktionstag, initiiert von der World Health Organisation (WHO), an dem als Symbol gelbe Schleifen getragen werden. Dieser Anlass könnte von der Jugendarbeit in Bayern besser und intensiver genutzt werden, um das Thema der psychischen Gesundheit in den eigenen Strukturen zum Thema zu machen und Veranstaltungsformate für junge Menschen und Multiplikator:innen zu organisieren.

6. Armut macht (psychisch) krank

Kinder und Jugendliche brauchen für ein gutes und gesundes Aufwachsen ein stabiles soziales und materielles Umfeld, wobei die Familie den wichtigsten Ankerpunkt darstellt. Alle existierenden Studien6 zum Thema psychische Gesundheit weisen einen signifikanten Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen Situation und dem Auftreten von psychischen Belastungen / psychischen Störungen nach, was den Schluss nahelegt: „Armut macht (psychisch) krank.“

Wenn also etwas für die psychische Gesundheit junger Menschen getan werden soll, dann muss notwendigerweise auch die sozioökonomische Situation von Kindern und Jugendlichen verbessert werden. Die mittlerweile jahrzehntelange Zunahme der Anzahl junger Menschen, die in Armut leben in Bayern, darf nicht hingenommen werden.

7. Wenn man von psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen spricht, dann muss auch die Schule ein Thema sein

Schulen können ein gesundes und inklusives Umfeld bieten, in dem Kinder und Jugendliche wichtige Fähigkeiten zur Stärkung ihrer Psyche erlernen. Sie können aber auch Orte sein, an denen junge Menschen Mobbing, Rassismus, Diskriminierung, Gruppenzwang und Leistungsstress erleben.

Die Studien zu den Auswirkungen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zeigen deutlich, dass für einen Teil der jungen Menschen die Schulschließungen sehr negative Folgen hatten. So konnten wichtige Freund:innen und Bezugspersonen aus der Schule nicht mehr getroffen werden, der Online-Unterricht konnte aus verschiedensten Gründen nicht bewältigt werden, die Noten wurden schlechter usw. Für einen anderen, kleineren Teil der jungen Menschen waren die Schulschließungen eine Entlastung. Kinder und Jugendliche, die an psychischen Erkrankungen und sozialen Phobien leiden, empfanden die Isolationssituation oftmals als Entlastung, da sie sich nicht belastenden sozialen Situationen in der Schule aussetzen mussten.7

Es ist an der Zeit, die Entwicklungen im Bildungssystem seit dem sog. „Pisa-Schock“ im Jahr 2000 kritisch zu reflektieren, angesichts der seitdem massiv zunehmen Zahl von jungen Menschen mit psychischen Belastungen und Erkrankungen. Die Rolle der Schule in diesem Zusammenhang kann und darf nicht ignoriert werden.

In Bayern haben junge Menschen bereits vor der Pandemie eine Petition „Aufklärung schafft Prävention“ mit über 44.000 Stimmen an den Landtag gestellt und verlangt, dass Lehrer:innen bereits in ihrer Ausbildung etwas über psychische Erkrankungen wie Depressionen lernen. Das Thema soll zudem einen festen Platz im Lehrplan haben. Eine zentrale Forderung war, dass die Zahl der Schulpsycholog:innen erhöht wird. Die Petition wurde Ende Mai 2022 erneut dem Landtag vorgelegt.

Im Hinblick auf den non-formalen Bereich im System Schule ist das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ weiter zu stärken um die diskriminierenden Themen zu bearbeiten, unter denen viele junge Menschen in der Schule leiden.

8. Akteure vor Ort brauchen Vernetzungsgelegenheiten, um gemeinsam und professionell jungen Menschen in seelischer Not beizustehen

Viele Organisationen und Institutionen haben Kinder und Jugendliche in ihrem Fokus, weil sie Angebote machen, Programme anbieten, Unterstützungsleistungen vorhalten, beraten, informieren, usw. Auch im Hinblick auf die psychische Gesundheit gibt es ein Netzwerk von Akteur:innen, das allerdings (noch) nicht vernetzt ist. Noch arbeiten Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Schulen, Krisendienste, Beratungsstellen, Kinderärzte, kinder- und jugendpsychatrische Einrichtungen usw. weitgehend unabhängig voneinander. Insbesondere im Umgang mit traumatisierten jungen Geflüchteten oder bei Fällen von familiärer Gewalt geraten ehrenamtliche Jugendleiter:innen, aber auch pädagogische Fachkräfte an ihre Grenzen. Hier gilt es Vernetzungsformen vor Ort zu initiieren und zu etablieren, um die Potentiale der verschiedenen Akteur:innen für ein gesundes Aufwachsen der jungen Menschen bestmöglich auszuschöpfen.

Zusammenfassung der Forderungen

  • Es müssen Strukturen gestärkt werden, die auf Mitbestimmung basieren, um so Selbstwirksamkeitserfahrungen von Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen im Sinne von Empowerment.
  • Für das gesunde Aufwachsen von jungen Menschen in Bayern ist die Jugendarbeit systemrelevant und ihre Strukturen und Angebote sind auskömmlich zu fördern, damit Angebote niedrigschwellig bereitgestellt werden können.
  • Sport und Bewegung sind elementar wichtig für ein gesundes psychisches und physisches Aufwachsen. Der positive Einfluss von Sport und Bewegung auf Wohlbefinden und Resilienz sollte für jedes Kind und jeden Jugendlichen erlebbar und zugänglich gemacht werden.
  • Die von der Jugendarbeit bereitgestellten Freiräume ohne vorstrukturiertes Programm haben einen wichtigen Stellenwert und müssen dementsprechend auch förderfähig sein.
  • Es müssen „Safe(r) Spaces“ als Schutzräume für Kinder und Jugendliche angeboten werden.
  • Das Thema „Psychische Gesundheit“ muss umfassend in der Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte, der Lehrkräfte und auch der ehrenamtlichen Jugendleiter:innen vorkommen, unter Beachtung von Gendersensibilität und Intersektionalität.
  • Angesichts der Herausforderungen und Belastungen brauchen pädagogische Fachkräfte ein Recht auf die Inanspruchnahme von resilienzstärkenden Angeboten und Supervision.
  • Das Thema der psychischen Belastungen betrifft auch die ehenamtlichen Jugendleiter:innen selbst. Dies muss in der eigenen Angebotsstruktur und Angebotsbreite unbedingt berücksichtigt werden.
  • Der internationale Tag der psychischen Gesundheit am 10. Oktober, initiiert von der World Health Organization (WHO), soll von der Jugendarbeit als Chance genutzt werden, zur Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen beizutragen.
  • Der Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut muss politische Priorität gegeben werden.
  • Das Projekt Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist weiter zu stärken, um die diskriminierenden Themen zu bearbeiten, unter denen viele Kinder und Jugendliche in der Schule leiden.
  • Es müssen lokale Vernetzungsgelegenheiten und -strukturen geschaffen werden, um gemeinsam und professionell Kindern und Jugendlichen in seelischer Not beizustehen. Insbesondere müssen bürokratische Hürden bei der Vermittlung von Therapieplätzen abgebaut sowie die ambulante Versorgungsstruktur verbessert werden.

1 Siehe Ergebnisse des Fachtags „Chancengleichheit für Mädchen trotz Corona“ basierend auf einer geschlechterspezifischen Analyse der Ergebnisse der COPSY Studie.
2 www.bpb.de/themen/gender-diversitaet/homosexualitaet/38863/diskriminierung-von-homo-und-bisexuellen/
3 Für die mit dem Thema verbundenen pädagogischen Fragestellungen sei auf die Arbeitshilfe von BJR, LAG Jugendsozialarbeit und Aktion Jugendschutz Bayern verwiesen, die voraussichtlich ab Januar 2023 vorliegen wird.
4 vgl. 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung, 2017
5 vgl. Gemeinsamer Bericht des BMG und des BMFSFJ zur Kabinettssitzung am 30.06.2021
6 vgl. bspw. KIGGS Studie des RKI, 2019
7 vgl. bspw. Schroer, Erste Ergebnisse der bundesweiten Studie JuCo, 2020

Patrick Wolf
er/ihm
Büroleiter und Queer-Beauftragter