20.03.2022

Rassismuskritische Medienarbeit: Gegen Rassismus in der medialen und digitalen Welt

Der Bayerische Jugendring (BJR) setzt sich seit seiner Entstehung in vielfacher Weise gegen Rassismus ein. Digitale und analoge Welten können nicht voneinander getrennt werden. Sie gehören beide zu den Lebenswelten junger Menschen, mischen und überschneiden sich.

Rassismuserfahrungen werden im Alltag sowohl analog als auch digital gemacht. Allerdings hat Rassismus in digitalen und medialen Zusammenhängen eine andere Dynamik. Die Inhalte finden eine schnelle und breite Verteilung, ohne Möglichkeit, diese zu beeinflussen oder gar zu stoppen. Rassistische Inhalte können beliebig oft geteilt werden und bewegen sich auch ohne aktives Zutun des ursprünglichen Verfassers weiter. Dies gilt auch für rassistische Inhalte in der Werbung. Auch Inhalte, die ursprünglich als Negativbeispiele oder Warnung verbreitet wurden, können eine gefährliche Eigendynamik erhalten. Meist werden sie durch menschenverachtende Kommentare weiter verschärft. Aus welcher Motivation sie auch ins Netz gestellt werden: Sie verbreiten sich und verletzen junge Menschen.

Häufig bleiben Bilder oder Kommentare noch lange im Netz und können so Jahre später verletzen oder Rassismuserfahrungen wiederholen.

Gerade diejenigen, die von Rassismus betroffen sind, machen die Erfahrung, dass sie schutzlos und wehrlos ausgeliefert sind. Dies hat oft auch psychische und seelische Folgen.

Bayern ist im Länderranking der Studie „Kein Netz für Hass“ der Amadeu Antonio Stiftung auf Platz 1, allerdings konnte kein Bundesland mehr als 58% der Gesamtpunktezahl erreichen.

Der BJR begrüßt, dass sich die Landesregierung bei der Bekämpfung von Hass im Netz ihrer Schutzaufgabe, gerade gegenüber jungen Menschen, bewusst ist und fordert die Staatsregierung auf, weiterhin Maßnahmen zu schärfen und besonders den pädagogischen Bereich auszubauen. Medialer Rassismus hat viele Facetten, und die damit verbundenen Aufgaben sind weiterhin dringlich.

Der BJR fordert insbesondere:

  • Ausbau und Verstetigung digitaler Streetwork, um proaktiv und pädagogisch auf die Verbreitung von Hass im Netz zu reagieren.
  • Schaffung bzw. Ausbau von Angeboten der Gegenrede (Counterspeech) im digitalen Raum.
  • Mediale Räume und Angebote für Empowerment, für von Rassismus betroffene Personen, da neben dem Schutz der Opfer auch die Stärkung der eigenen Handlungsmöglichkeiten wichtig ist.
  • Förderung, Unterstützung, Veröffentlichung von entsprechenden Projekten. Gegenmaßnahmen und rassismuskritische Angebote müssen sichtbar sein und gefördert werden.
  • Auch die Erfahrung mit Hass im Netz benötigt spezielle Beratung. Deshalb müssen spezielle Beratungsstellen zu Hass im Netz gefördert und Kooperationen mit diesen angestrebt und durchgeführt werden.
  • Junge Menschen bewegen sich schneller, sicherer und selbstverständlicher in digitalen Räumen als Erwachsene. Das bedeutet, dass besonders Pädagog:innen, Lehrkräfte und Multiplikator:innen mehr und besser im Erkennen von Rassismen im Netz und dem Umgang damit geschult werden müssen. Entsprechend muss mehr Schulungsmaterial zur Verfügung gestellt werden.
  • Mehr Fortbildungen für ehren- und hauptamtliche Fachkräfte der Jugendhilfe und Jugendleiter:innen in der außerschulischen Bildung
  • Medialer und digitaler Rassismus als Teil von medienpädagogischen Programmen.
  • Ernennung klarer Ansprechpartner:innen für Rassismus und Hass im Netz, z.B.
    ___ Landesbeauftragte:r
    ___ Beauftragte:r für den Bereich Bildung
    ___ Beauftragte:r für den Bereich Schule
    ___ Beauftragte:r bei der Polizei
  • Förderung von Forschung zu Hate Speech und medialem Rassismus
Patrick Wolf
er/ihm
Büroleiter und Queer-Beauftragter