Mädchen in der Krise

Die Kommission Mädchen- und Frauenarbeit beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der psychischen Gesundheit von Mädchen und Frauen und den Auswirkungen aktueller Krisen auf ihr Wohlbefinden.

Am 01.03.2024 fand der Fachtag zum Schwerpunktthema mit dem Titel "Mädchen in der Krise" in Nürnberg statt.

Auf dieser Seite sind finden Sie einen Rückblick, mit Ergebnissen, Fotos und weiterführenden Links.

Anfang 2023 wurde die Corona Pandemie in Deutschland für beendet erklärt. Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von jungen Menschen dauern immer noch an und es kam zu einem sprunghaften Anstieg psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Junge Frauen sind anders und häufiger betroffen. So haben Depressionen, Angst- und Essstörungen laut des aktuellen DAK Kinder- und Jugendreports insbesondere bei Mädchen stark zugenommen.

Immer mehr Fachkräfte berichten von Ausnahmesituationen bei Veranstaltungen der Jugendarbeit. Sei es bei Gruppenstunden, Zeltlagern oder Ferienmaßnahmen - psychische Krisen von Teilnehmerinnen erfordern Kenntnisse zum Umgang mit psychischen Krisen und Krisenmanagement von Fachkräften.

Wie können Fachkräfte der Jugendarbeit mit dieser Situation umgehen?

Beim Fachtag der Kommission Mädchen- und Frauenarbeit des Bayerischen Jugendrings wurden aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt und über die Lage der Mädchen und jungen Frauen berichtet. Der Fokus lag auf praktischen Handlungsstategien für Fachkräfte der Jugendarbeit zum Umgang mit psychsichen Krisen von Mädchen und jungen Frauen bei Veranstaltungen der Jugendarbeit.

Die Vizepräsidentin des Bayerischen Jugendrings begrüßt die Teilnehmer:innen des Fachtags und dankt der Kommission Mädchen- und Frauenarbeit für die Veranstaltung: Corona habe wie ein Brennglas gewirkt. Die Auswirkungen der Pandemie seien weiterhin zu spüren und das Thema Psychische Gesundheit von Kinder und Jugendlichen werde die Jugendarbeit noch weiter beschäftigen. Zu seinem Schwerpunktthema biete zu diesem Thema Information, Beratung und Veranstaltungen an.

Dr. Lisa Hasenbeim vom Deutschen Jugendinstitut hat in ihrem Vortrag "Aufwachsen in Krisenzeiten" einen Blick in die Lebenswelten von Mädchen und jungen Frauen in Deutschland geworfen.

Zentrale Ergebnisse ihres Inputs:

• DIE Jugend gibt es nicht – Generation Krise, aber es betrifft nicht alle gleich stark und auch je nach Geschlecht unterschiedlich
• Längerfristigen Folgen von Krisen werden oft nicht gesehen, da die Krise selbst ja bereits vorbei ist
• Fokus wird auf gesellschaftliche Krisen gelegt, aber das Aufwachsen mit seinen komplexen Herausforderungen kommt da nochmals zusätzlich dazu
• Erwachsen werden = meinen Platz in der Welt finden – Selbstpositionierung
• Qualifizierung und Verselbständigung = Aufgabe des Jugendalters
• Jugend = eigene Lebensphase mit eigenen Zielen, Sinn und Zweck und nicht nur eine Übergangsphase
• Nichtstun/Chillen wird negativ bewertet, aber freier Raum ist sehr wichtig für die Entwicklung, sich zu finden. Gleichzeitig bietet es auch das Risiko zu driften oder wegzudriften in Extremes -> Freiraum als Fachkraft sinnvoll gestalten
• Online- und Offline-Angebote ergänzen sich, wenn sie ins Online übertragbar sind, z.B. reden und chatten
• Digitaler Raum bietet unglaubliche Chancen, ohne sich gleich outen zu müssen. Insbesondere Mädchen machen vieles erst einmal mit sich aus und können z.B. anonym auftreten und neue Welten außerhalb ihres Horizontes kennenlernen
• Mädchen haben oft das Gefühl, nicht ausreichend Zeit zu haben, dabei ist Zeit keine normative Größe, sondern ein subjektives Gefühl
• Fazit für Fachkräfte in der Arbeit mit Mädchen:
  • Auf ungehörte Themen achten (Mädchen machen viel mit sich selbst aus)
  • Freiräume sind wichtig
• Materiell oder sozial schlechter gestellte Mädchen stellen eine besonders vulnerable Gruppe dar

Beim Talk "Blick in die Jugendarbeit" berichteten Fachkräfte aus ihrem Alltag und Erfahrungen. Auf dem Podium saßen:

• Melanie Metsch, Kinder und Jugendhaus Klüpfel
• Julia Pfeiffer, Kinder und Jugendhaus GOST
• Leonie Hornung, PSG Bayern
• Ulla Thiem, Kommission Mädchen- und Frauenarbeit (Moderation)

Workshop 1 Sabine Finster: Krisenmanagement bei Veranstaltungen der Jugendarbeit: Wie erkennen wir Krisen und wie gehen wir mit ihnen um?

Wie können wir Krisen bei Teilnehmerinnen in positives Umgehen verwandeln?  Wir können wir hierfür die Resilienzförderung der Jugendarbeit nutzen? Welche Gruppenwirkfaktoren gibt es? In dem Workshop wird auf spezifische Entwicklungsaufgaben von Mädchen und jungen Frauen eingegangen. Ein Fokus liegt auf der auffälligen Zunahme von Essstörungen bei Mädchen in den vergangenen Jahren und spezifische Handlungsstrategien für Fachkräfte der Jugendarbeit für diese Fälle.

Workshop 2 Regina Schottroff: Krisenmanagement bei Veranstaltungen der Jugendarbeit: Wie erkennen wir Krisen und wie gehen wir mit ihnen um?

Ziel des Workshops ist Hilfe zur Selbsthilfe für Fachkräfte der Jugendarbeit: Wie können wir unsere eigenen Ressourcen stärken, um professioneller und gelassener mit Krisen umzugehen? Wo finden Fachkräfte Hilfe, wenn sie an ihre Grenzen kommen? Anhand von praktischen Fallbeispielen bei Veranstaltungen und Ferienfreizeiten der Jugendarbeit werden in diesem Workshop Handlungsstrategien für Fachkräfte der Jugendarbeit aufgezeigt. Hierbei spielen Resilienzförderung und Stressmanagement eine wichtige Rolle.

Der Fachtag endet mit einem Poetry Slam von Mareike und Kate von MaTe Poesie. Beide haben das Thema Psychische Gesundheit eindrucksvoll in ihren Gedichten verarbeitet und haben die Teilnehmer:innen sehr berührt.

Hier können Sie einen Einblick in ihre Kunst bekommen: https://www.instagram.com/mate_poesie/.

Der Fachtag fand in der LUISE in Nürnberg statt. Die LUISE ist ein nichtkommerzieller Veranstaltungsort, bei dem alle jungen Leute eine Bühne und Unterstützung finden. Wir danken für die tolle Location und die Gastfreundschaft!

Adresse:

LUISE - the cultfactory

Scharrerstraße 15

90478 Nürnberg

Anfahrt und Barrierefreiheit